Yuppi-Futter-Hütte

Und kaum hatte ich den Schock des 'Baheilanischen Linselei' halbwegs verkraftet, streckte mich auch schon die nächste Erfahrung dieser Couleur nieder. Eine Freundin lud nämlich ein: in eine sich mittlerweile wie die Pest über die gesamte Stadt ausbreitende Yuppi-Restaurant-Kette. "Total toll, halb öko, halb bio und halb schick!" Ich hatte zwar in Mathe nur mit einer Gnaden-Vier abgeschlossen, aber selbst ich merkte ohne Gegenprobe und Taschenrechner: Die Rechnung ging doch wohl mal gar nicht auf! Naja.

Wir hatten (natürlich!) reserviert. Das langwimprige, bartlose und gegelte Empfangskomittee ("Bitte folgen Sie mir ...") instruierte uns nasal, während wir uns in den engen Hochsitz-Nischen umständlichen installierten. "Um 21.30 h endet Ihre Reservierung, Sie werden dann aufgefordert den Platz wieder freizugeben ...", erklärte er gelangweilt-arrogant, mit dem Blick auf den vom Besitzer total vollgeräumten Tisch. Da war er ja genau an die Richtige geraten. "Oh, wundervoll!!!" rief ich, mit Hair-Flip (trotz Kurzhaarfrisur), genau wie Miss Piggy - und das Jungchen staunte ob des theatralischen Timbres. "Wir haben ganze neunzig Minuten Zeit um Ihnen unser Geld in den Rachen zu stopfen?! Ist Ihnen bekannt, dass man in der Innenstadt mit Pump-Guns zum Ausgang eskortiert wird, wenn man den letzten Bissen runtergewürgt hat?!" Der Kleine schluckte trocken - und levitierte ohne jemals weder gesehen zu werden.

 

Der Blick auf die Karte überraschte dann nicht. "Burger mit Camenbert, Preiselbeeren und Apfelbalsam". Ich meckerte schon wieder, mit mir konnte man wirklich nirgendwo hingehen. "Apfelbalsam?! So einen Dreck gibt es doch gar nicht! Das ist also weißer 'Balsamico' (den es ja eigentlich auch gar nicht gibt) mit billigem Apfelessig verquirlt! Und ein 'Burger' ist eigentlich nur ein Stück gegrilltes Rinderhack ... Mit Camenbert und Preiselbeeren, auch in einer Bio-öko-fair-trade-Semmel, hat das jedenfalls mal gar nichts zu tun!"

Ich wurde dann wohlmeinend ausgeblendet, man kennt mich ja. Und man ließ sich zufrieden auf dem mit Birkenholzsärgen total verrammeltem Tisch, in dem Plastikflaschen (bestimmt bio!) mit Ketchup und Majo standen, überteuerte "Burger" ohne jede Sauce servieren. Diese wurden, aus Platzgründen wahrscheinlich, auf schmalen pseudo-rustikalen Keramiktabletts serviert, auf die dann aber leider auch keine Salatbeilage passte. Alle glücklich.

So jung waren diese Freundinnen aber dann auch nun wieder nicht, dass sie unkritisch alles konsumierten, was ihnen als "schick und neu" vorgesetzt wurde. Und sie hielten sich alle beide für extrem kritisch, aufgeklärt und liebten 'bio'.  Aber sie waren nicht zum ersten Mal hier. Und wohl auch nicht zum letzten Mal. Wie erklärte sich also dann sowas ...?

Das warf Fragen auf ...