Eines der für mich ausgelutschtesten und omnipräsentesten Prinzipien der Neuzeit, ist das Konsum-Ungeheuer, das sich hinter dem Unwort "BIO" versteckt! Es ist für mich externer Betrachter (und genötigter Bezahler) nur noch eine weitere Lebensmittel-Konsum-Maschine, die auf einer schon laufenden Milliarden-Maschine oben drauf sitzt und sich mit teilweise extrem fragwürdigen "Siegeln" auch noch seine Renditen davon abzutzelt. "BIO" ist übrigens das, was man eigentlich sowieso immer schon erwartet hatte! Verantwortungsvolles Handeln gegenüber der Ressourcen, Fairness gegenüber allen Partnern und Transparenz gegenüber dem Konsumenten! Diese moralisch vorausgesetzte Blase ist dann ja wohl reichlich geplatzt und man lässt sie sich jetzt hohnlächelnd teuer mit "BIO" und "FairTrade" bezahlen. Den Wahnsinn dahinter scheinen hingegen nur wenige zu bemerken ... Und auch, dass dieser ja als normal vermutete, noch halbwegs gesunde Standard ohne Dreck, Chemie, Betrug nun schließlich "BIO" heißt. Dabei dann ein Drittel mehr kostet und für Kleinverdiener, Großfamilien und finanziell Schlechtgestellte gar nicht möglich ist!
"BIO" heißt für mich auch, dass der Bauer nicht mehr selber die Pestizide auf das Feld spritzt, sondern von dem kostenlos
partizipiert, was vom Nachbarn rüber weht und was über den Regen und das Grundwasser so ankommt ... Ohne die Diskussion hier unnötig polemisch anheizen zu wollen, aber es ist ja wohl Fakt, dass
der Regen sich nicht vorher filtert, bevor er auf das teure BIO-Feld rieselt ...? Es gibt eine unübersehbare Fülle an "Bio-Siegeln" und ich habe den (nicht überprüften!) Eindruck, dass jeder
Trottel für 10.000 Euro irgeneines davon kaufen kann: egal, was dahinter steckt, hauptsache es steht dann hinterher irgendwo "BIO" drauf! Noch so eine Konsum-Maschine, die ganz oben nun auch noch
kräftig mit an den Renditen nuckelt: Die Bio-Siegel-Schmieden! Ich meine: wenn Aldi und Penny "einen auf Bio machen" ... sorry, aber das kann nicht weit her sein!
Ein BIO-Siegel hat mitnichten die Qualität wie z.B. "Der blaue
Engel" und ist irgendwie selbstverständlich in seiner Reichweite! Es scheint hier ein ähnlicher Irrglaube zu wabern, wie mit dem der "Sterne-Hotels". Weder dass es weltweit genormte
Zertifizierungen gibt, noch das ein Stern irgendwas über die gesamte Qualität eines Etablissements aussagen würde. Man kann nämlich trotz "zwei Sternen" dennoch in der letzten Absteige mit
ungenießbarem Essen gelandet sein. Es hat dann vielleicht halt "ein Ressort" und einen besonders gestalteten Empfangsbereich. Das nützt dem hungrigen Gast ja dann auch vital ...
Eine Bekannte von mir, die sich für extrem kritisch, aufgeklärt, wachsam und ökologisch hält, wäscht zum Beispiel stets alles (auch total verfettetes) "nur eben schnell mal nebenbei" mit Massen an "Spüli" unter fließendem kalten Wasser ab. Währenddessen lüftet sie dann "eben ganz kurz mal durch", allerdings ausschließlich bei voll aufgedrehten Heizungen neben der aufgerissenen Balkontür. Sie hat das alles durchdringende Motto: "Hauptsache Bio!"
Mir fiel auf, dass sie seit einiger Zeit eigentlich ständig fraß - und das dieses Hobby weißgott auch nicht ohne Folgen geblieben
war. Nach einer Lage luftgetrockneter Bio-Apfelringe und schokoliertem Fair-Trade-Ingwer, biß sie gerade herzhaft in eine hutzelige und braune Bio-Banane. Ich teilte ihr vorsichtig und elegant
verklausuliert meine Beobachtungen bezüglich ihrer Shilouette mit. "Aber das kann eigentlich nicht sein, denn Bio ist ja SO GESUND!", war die denkwürdig debile Antwort. Ich meine: was hatte ich
denn an dieser Stelle bitte auch erwartet?! Ich vergaß prompt die verbale Eleganz und sagte unfein: "Möglich. Aber das bedeutet doch nicht, dass all das gute und gesunde Essen keine Kalorien mehr
hat ...?!" Sie schluckte hektisch ab und sagte nachdenklich: "Stimmt eigentlich ..."
Und wer sich dann sein BIO-Siegelchen gekauft hat, der titelt auch endlich mit "Nachhaltigkeit". Das ist auch so
eine allgegenwärtige Wortblase, die keiner wirklich versteht aber die jeder Dritte im Mund führt. Nachhaltigkeit ist das logische Prinzip Ressourcen nicht zu erschöpfen. Wenn man es trotzdem tut, weil nämlich einige wenige daran viel verdienen, helfen keine Schlagworte und auch keine
Trainings! Der Gegner der Nachhaltigkeit ist und bleibt immer die Gier.