Nachhaltigkeit ist per Definition eigentlich nur die logische Konsequenz zu Ende gedachter, langfristiger Ertragswirtschaft. Es ist das ökologische Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen/ sich regenerieren/ künftig wieder bereitgestellt werden kann.
Und damit muss man nun werben! Und Vereine gründen! Und Lexika veröffentlichen! Und Ausbildungen generieren! Und Management-Trainings erfinden! Und Agreements formulieren! Und Aufkleber designen! Und Gelder für sich generieren. Alles unter dem Mäntelchen der ökologischen und sozialen Intelligenz. Intelligent ist es ja schon, dem Konsumenten eine weitere "Feel-Good-Blase" zu verkaufen. Denn für was Gutes, das allen nützen soll, gibt man ja gerne - und mit gutem Gewissen - noch mehr Geld aus. Was ist das für eine Zeit, in der normal-moralische und rechnerisch-logische Ansprüche als etwas ganz tolles, ganz wohl überlegtes, ganz neues verkauft werden??? Was sind das für Leute, die darauf wonnig hereinfallen???
Ich muss zugeben: Einen von denen kenne ich sogar. Der sieht genauso normal aus, wie all die Leute, die im
September beim Penny zwischen all den Mangos und Melonen auf dem Laufband dann eine Packung Dominosteine haben. Ich dachte immer, das müsse man denen irgendwie ansehen - aber nein! Meinem
Kollegen "sieht man es auch nicht an". Er verfiel in einer Midlife-Crisis getriggerten Aufwallung plötzlich auch auf die Nachhaltigkeits-Blase: Keiner weiß genaues darüber, etwas bewirken und
"die da oben" aufrütteln und umdenken lassen wollen. Wau. Ich ließ ein, dass dieser Trend sich oft nur als kleines "Guckt-mal-wir-sind-ökologische-Saubermänner"-Fähnchen verkaufen liesse.
Das glaubte er aber gar nicht! Es folgte ein Plädoyer pro Ressourcen-Schutz. Ich sagte fies: "Das Internet lesen und Schlagworte spucken kannst Du also, das ist ja schon mal ein Anfang!", und er
wurde plötzlich puterrot. Ich fragte, was Nachhaltigkeit denn für ihn überhaupt bedeute und wie sich das in ein "Produkt" packen lasse, dass er auch verkaufen könne. Keine Ahnung! Er ging sich
dann selbstsicher "mit seiner Vision" mal anderswo bewerben, nur um festzustellen: Es gab sie nicht, diese Vision. Was aber dann überall gesucht wurde, waren Leute, die Kennzahlen ermittelten
(und so darstellen konnten, dass sie irgendwie total nachhaltig aussahen). Dazu musste man allerdings auch mindestens Betriebswirt sein. Mein Kollege jedoch rühmte sich damit "das Leben studiert
zu haben". Ja - dazu passte eine Lage Dominosteine, selbst im Juni, aber eigentlich auch ganz gut ...
Es ist ja für normal Denkende vollkommen logisch, nicht mehr aus einem Kessel zu nehmen, als das es für alle gut ist! Wenn man es trotzdem tut, weil nämlich einige wenige daran viel verdienen, helfen keine Schlagworte und auch keine Trainings mehr. Der Gegner der Nachhaltigkeit ist und bleibt nun mal die Gier. Und das wusste schon Aristoteles. Er sagte, dass Menschen, die von der Gier angetrieben werden, stets den weit größeren Schaden anrichten, als jene, die nur aus der Not handelten! Nachhaltigkeit ist noch gar nichts fassbares, als eine Wortblase, mit der Einige mal wieder Geld zu scheffeln versuchen, indem sie mit den TippEx-Fläschchen emsig auf ihren weißen Westen herum pinseln ...