Das kennt wohl jeder: Man will „Schluss machen“ mit etwas, mit jemandem – und kommt innerlich nicht los von „ihm“ …!
Immer wieder poppt „er“ hoch und drängt sich in den Fokus. Man denkt schon völlig entkräftet: „Mein Gott. Iss doch echt durch, die Sache …“ Und trotzdem taucht „er“ im Stau auf der A8 plötzlich doch wieder mit einem unpassenden Spruch im Geiste auf. Es nützt nichts zu brüllen: „Verzieh Dich, Du Eumel, Du bist so was von dermaßen raus, check es doch endlich!“ „Er“ checkt es einfach nicht.
Der Grund ist so einfach wie unsichtbar: Es ist eben einfach noch nicht vorbei! Und es ist nun mal erst vorbei, wenn es auch ganz beendet ist.
Mit einem, zumeist wütenden, Schlussplädoyer (an dem der Beklagte ja vielleicht dann auch gar nicht die Gnade hatte teilnehmen zu dürfen, denn er bekommt oft genug nur das Ergebnis präsentiert), ist es eben nicht getan. Hier hat sich zumeist nur der Kopf ausgetobt, aber der ganze Rest hängt noch weit hinterher und muss auf den plötzlich schon fahrenden Zug mit aufspringen.
„Der ganze Rest“, wer soll das bitte sein?
Nun ja, Kleinigkeiten wie die Seele, die noch Abschied nehmen muss. Und die außerdem auch noch ehrliche Trauerarbeit leisten will,
selbst wenn jetzt Groll herrscht. Sie erinnert sich lebhaft: Es war ja nicht alles schlecht! Und wegen irgendwas Wichtigem hatte man sich ja nun auch miteinander abgegeben! Die Seele betrauert
all die Zeit, die nie mehr wiederkommt und all das Schöne, das nun für immer verloren ist. Sie ist bekümmert über all die Versprechungen, die nie eingelöst wurden und nun auch nie mehr zur
Wirkung kommen können. Auch energetische Hypotheken beweint sie, die auf eine glorreiche gemeinsame Zukunft schon aufgenommen wurden und die nun nie mehr abgelöst werden. Leichter verständlich
als „versenkte Investitionen“ in diese Person und in diese Verbindung. Die Seele weint umso lauter und um so hartnäckiger „hinter diesem Eumel“ her, um so mehr unbeantwortete Investitionen noch
auf ein Repayment warten. Das heißt nämlich: In Investitionen gebundene Energie macht uns zum Gläubiger einer Person und die Seele verwaltet diese Energien wie echte Schulden! Wir glaubten
nämlich, dass sich all unsere Zeit, Mühe und Mittel sich irgendwann auszahlen würden, oder dass sie zumindest mal wieder beglichen würden. Nun ist diese Chance für immer vertan: Da kommt nichts
mehr! Und die Seele betrauert auch diesen Verlust. Die Seele ist alterslos. Und in ihrer Trauer ist sie wie ein verloren gegangenes Kind ...
Das können wir uns also schon mal merken ;-). In Prozessen, die wir irgendwie nicht beenden können, hängt immer noch etwas von uns fest!
Und unter der langsam verrauchenden Wut in einem unglücklichen Abschied, liegt zumeist etwas, das uns jetzt gar nicht gefällt: ehrliche Trauer.
Und diese gehört neben Liebe und Schuld zu den drei stärksten Bindungskräften im Weltall ...