Es gibt eine sonderbare und für unwissend Beteiligte äußerst energie-zehrende Geisteshaltung: „Einer muss jetzt hier auch mal für MICH bezahlen!“ Diese Haltung entspringt wohl dem Suchtsystem, hat aber immer ein defektes Selbstwertgefühl zur Nahrung. Sie besagt in Kürze, dass für Beziehungen "immer irgendwie bezahlt werden muss". Das ist ein zuhause erlerntes und dem Suchtsystem entstammendes Verhalten, das "Liebe" als immer wieder neu verhandelbare "Währung" für erwünschte Leistungen oder Verhaltensweisen einsetzt. Im Kern steckt dahinter eine sehr perfide Form der Gewalt in Form von offener Manipulation: "Wenn Du nicht tust, was ich will, lasse ich Dich nicht mehr in mein Leben rein!" Das ist natürlich das Todesurteil für jedes Lebewesen und erst Recht für ein emotional und energetisch in jeder Hinsicht abhängiges Kind. Es wird alles daran setzen, sich seine "Liebe" zu verdienen!
Hier nimmt diese Prägung ihren unguten Lauf. Weil das malträtierte Individuum jeweils schon so dermaßen viel in Beziehungen "eingezahlt" hat, leidet es sowohl unter einem massiven Energie-Defizit, als auch unter einem Selbstwert-Defizit. Denn wie wir alle wohl mindestens schon einmal leidvoll erfahren mussten, reichte es irgendwie dann doch nie so ganz. Man bekam nicht die in Aussicht gestellte Belohnung für all seine Leistungen. Einfach weil irgendwas daran dann doch immer nicht stimmte ("Nur eine Eins hast Du bekommen, warum denn keine Eins-Plus ...?!") Geblieben ist daraus: "Was stimmt denn nicht mit Dir, dass Du nicht mal geliebt werden kannst, sag mal?!"
Mit diesem seelischen Überziehungskredit stürmt der Mensch nun in seine Beziehungen hinein. Damit gerät er natürlich schon rein systemisch, "immer wieder an die Gleichen" - die das energetische Management genauso handhaben, wie die Herrschaften zuhause. Also zahlt das Individuum schon wieder drauf und befindet sich in einem Knäul mehr oder wenig destruktiver emotionaler Verstrickungen.
Aber irgendjemand muss dafür jetzt auch endlich mal bezahlen! Und dieser Jemand ist zumeist jemand, der sich jenseits der Verflechtung von Suchtmustern bewegt und daher zuerst nichts dergleichen vermutet. An diesem tobt sich dann der zu zahlende Preis aus. Der besteht in der Regel aus unangenehmen Verhaltensweisen und jeder Menge Unzurechnungsfähigkeit. Es wird zu spät gekommen, es werden Dinge, Zusagen und Termine wieder und wieder vergessen, es wird schlechte Laune ungefiltert ausgelebt, kritisiert und auch Rücksichtslosigkeit tritt häufiger auf. Der Sinn ist es, den anderen für das bloße Zusammensein und für all die unangenehmen Zwischenfälle emotional und energetisch bezahlen zu lassen. Damit, so meint der Akteur unbewusst, erhält er eine "doppelte Wert-Rückversicherung". Der Andere bleibt da und das, obwohl man so eklig ist! Das kann nur bedeuten, dass man total wertvoll ist!
Die Rechnung geht natürlich nicht auf, denn das lässt sich ein psychisch gesunder Mensch in aller Regel nicht sehr lange gefallen! Er bemerkt selbstverständlich all die Unzuverlässigkeiten und passiven Aggressionen und meistens sucht er dann irgendwann das Gespräch mit dem Verursacher. Dieser zieht in aller Regel dann aber leider blank, weil diese kindliche Programmierung naturgemäß voll an ihm selber und seinem Bewusstsein vorbei geht. Ja, er hat sicherlich eine Ahnung, dass nicht immer alles ganz glatt läuft, wie massiv sich dieses Verhalten jedoch auswirkt, vermag er nicht abzusehen. Jedes Versprechen sich zu bessern, muss daher leider auch ins Leere laufen, weil er gar nicht Herr der eigenen Mechanik, gar nicht Herr im eigenen Hause ist. Das ist nicht böse und nicht mal persönlich gemeint.
Was bleibt daraus? Man muss wissen, wann man verloren hat. Entweder lernt man diese Unarten zu ertragen und "zahlt", oder man sucht das Weite und findet es hoffentlich auch bald ...!