Ich gehöre meinen Fans!

Seinen Fans zu gehören, ist für die meisten "Promis" ein echter Albtraum. Princess Diana Windsor, geborene Lady Spencer, kam ja sogar bei dem Versuch um, ihnen endlich mal zu entfliehen. Das Problem ist aus meiner Sicht der Übertritt. Fans sind eigentlich eine gesichtslose Masse, die hinter dem roten Seil steht und sich freut, dass sie ihr Idol heute sehen und hören darf. Aber nicht alle Fans sind so "hygienisch" gepolt. Einige von ihnen haben eine unsichtbare Linie übertreten und "hängen" wortwörtlich an ihrem Idol. Das tun sie geistig, emotional und oft auch höchst emotional - zumeist wohl mittels sonderbarer, psychisch induzierter Projektionen. Dann kommt es zu einem Bild, in dem sich quasi zwei Dias unbemerkt übereinander schieben, ein inneres und ein reales, um dann ein ganz neues Bild zu ergeben.

Nun kann man sich natürlich fragen, ob es möglicherweise eine gewisse Veranlagung zum "Fantum" gibt. Ob nicht auch eine gewisse Persönlichkeitsstruktur vorhanden sein muss, um sich so (eigentlich von vorneherein erkennbar) tragisch, an einen "Star" mit einer unerfüllbaren  Liebe, zu hängen. Für mich, ohne das hier behandeln zu wollen, klingen einige Züge aus dem Suchtsystem an: Nähe wird zu suchen vorgegeben, obwohl sie immer scheitern muss. Diese Gefühle sind zwar dramatisch, aber im Kern "ungefährlich", weil der Akteur alleinig mit sich selber spielt ...

 

Es ist generell ein eigenartiges Phänomen: kaum tritt ein Mensch mit einer brauchbaren Botschaft in Erscheinung, hat er auch schon einen ganzen Schwarm energetischer Vampire an sich hängen (hier genannt: "Fans"). Diese wollen nicht nur seine Leistung gegen ihre Leistung (~ Anwesenheit, Bewunderung, Geld) eintauschen, sondern dazu auch noch "ein Stück von ihm haben". Weil sie ihn zu lieben glauben, haben sie auch eine so intensive wie einseitige Beziehung zu ihm: Sie investieren energetisch, zeitlich und emotional in einen anderen Menschen. Und das Gesetz der Natur schreibt nun mal vor, dass davon auch wieder etwas zurückkommen muss, weil der gebende Teil ohne Repayment sonst "ausbrennt". Dagegen wollen die "ganz harten Fans" sich wehren, indem sie sich ein Stück von ihrem Star zu holen versuchen. Das gehört ihnen einfach, darauf haben sie ein Recht! Das glauben sie jedenfaslls, wenn sie die unsichtbare Linie bereits übertreten haben.

 

In Zeiten des Internets ist auf Prominente, neben allen anderen Schwierigkeiten in der Öffentlichkeit, auch noch ein neuer Kanal eingestützt, den es zu bedienen gilt. Promis ächzen unter einer virtuellen Last, die sich ein "Normalo" gar nicht wirklich vorstellen kann. Sie sagen: "Was Fans heutzutage von Dir erwarten ist unmenschlich und unmöglich zu managen!" Denn wenn sie einem Fan geantwortet haben, zieht der sich ja nicht befriedigt mit seiner Beute zurück. Sondern ein anderes Phänomen greift nun zumeist durch: die Gier, die nach "mehr davon!" schreit. Promis oder unbekannter in einem Segment Erfolgreiche sagen: "Du musst einen Blog führen, ob Du nun willst, oder nicht, ob Du das nun kannst oder nicht! Es wird einfach von Dir erwartet "weil alle anderen es ja auch tun"! Wenn Du dann drei Tage lang mal nichts bloggst - vielleicht bist Du tot, oder Dir fällt eben einfach mal nichts ein (was für Autoren möglicherweise dasselbe wie tot sein bedeuten kann) - dann nimmt Deine Fangemeinde Dir das übel und es kostet Dich sofort Follower!"


Selbst Indie-Autoren erleben das ungute Phänomen. Wegen fehlender Unterstützung durch eine Dachorganisation, wie einen Verlag, sind sie selber "am Puls" und stolz auf die persönliche Nähe zu ihrer Leserschaft. Sie sind eben anders als die "stolzen und arroganten" Verlagsautoren. Mich kann man anfassen! Damit haben sich dann die Fans für ein paar Euro und ein paar "Like"-Klicks einen virtuellen Sklaven erworben, wie es aussieht. Wenn sie die virtuellen Fragen alle vollkommen beantworten würden, kämen sie nicht mehr zu Schreiben - weswegen der ganze Wahnsinn ja überhaupt erst mal in Gange gekommen war! Nicht selten haben Selfpublisher täglich weit über 100 Facebook-Postings, die auf eine sorgfältige und persönliche Beantwortung harren. Postings sind heutzutage, wie es noch Postkarten oder Briefe waren, schon lange keine Bitten mehr, sondern glasharte Forderungen. Weil: Ist doch schnell reingehackt so eine kleine Antwort! Das merken Indie-Autoren daran, dass wenn "die kleinen eben schnell reingehackten Antworten" ausbleiben. Weil nämlich genau die selben Fans dann in den Foren anfangen einen Shitstorm zu entfesseln, so von wegen: "Die sitzt doch sowieso den ganzen Tag online vor der Kiste, da kann sie doch wohl auch mal eben kurz antworten ...!"

Und was da alles abgefordert wird:

"Kannst Du mir mal eben kurz erklären, wie man ein eBook konvertiert?!"  

"Kannst Du mal eben kurz sagen, wie Du auf Deine Ideen kommst?!"   

"Kannst Du mal eben kurz erläutern, wie man den Buchpreis richtig kalkuliert?"

Mal eben kurz, iss richtig.


Die ungeschönte Dreistigkeit und Respektlosigkeit, die in solchen Postings wohnt, ist dann wohl offensichtlich nur dem fassungslosen Empfänger gegenwärtig. Für wen halten die ihn eigentlich alle da draußen??? Die Antwort ist banal und auch unbegreiflich: Sie halten ihn offensichtlich für ihr Eigentum.

Dem Pate steht auch noch ein sonderbarer Umstand, der in der Psychologie gerne mal als "der Sonnenvogel" tituliert wird. Er besagt, dass ein Mitglied einer Gruppe der "Überflieger" ist und damit der Sonnenvogel, an den sich alle anderen dranhängen, damit er sie mit seiner Kraft zur Sonne mit hoch zieht. Weder dass sich die Dranhängenden alleine diese Mühe geben würden, noch dass sie es je versucht hätten die entsprechenden Fähigkeiten auch zu erwerben. Die psychisch total verbogene Botschaft ist immer dieselbe: "Du hattest Glück! Du kannst das (ohne jemals was dafür getan haben zu müssen, natürlich)! Das ist so ungerecht! Also musst Du für diese Gunst zahlen und uns minder begünstigte dafür jetzt auch mitschleppen!" Ein Dank ist dafür dann aber nie zu erwarten, soweit die Sonnenvögel. Vielmehr ein: "Mein Gott, der fliegt ja wie eine lahme Ente - und das nur, weil da gerade mal 20 Leute an ihm dranhängen!?"
Tja.


Das bedeutet, dass jede Art von nach außen gerichtetem Erfolg sorgfältig geplant werden muss, damit er einen nicht ausversehen unversehens auffrisst. Das sind Fragen wie:

„Wozu bin ich (nicht) bereit?“ 

„Wie viel bekommen meine Fans von mir und in welcher Form?“  

„Wem gehöre ich?“  

„Wie viel von mir wird von meinem Erfolg bestimmt?“

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