Es ist scheinbar niemandem wirklich aufgefallen, diese virtuelle Welle, die sich über das Internet stülpte und es dann verschlang: Google. Ein Vorgang, der mich schwammig an das Prozedere vor dem Dritten Reich erinnert: Da ist einer mit einer Botschaft, einer mit einem leicht verständlichen Angebot, da ist einer, der einfach mal Ordnung schaffen will! Und der dann hinterrücks und mit Gewalt eine ganze Welt verschlang.
Google fing auch einfach mal damit an, Ordnung im virtuellen Kosmos zu schaffen. Es war ein gutes und kostenloses Angebot, das schnell seine Nutzer fand. Doch schon genauso schnell schlug das Angebot in eine Diktatur um, hat das eigentlich wirklich keiner bemerkt ....? Mal wieder nicht ...?
Wer nämlich heutzutage versucht, sich mit einem Angebot im Internet zu platzieren, kommt am Diktator nicht mehr vorbei. Google hat die Maßstäbe gesetzt und auch die mittlerweile bereits unumstößlichen Regeln, nach denen diese Maßstäbe funktionieren. Die Geißel unter denen sich alle Teilnehmer devot ducken, nennt sich so harmlos "SEO" = Suchmaschinenoptimierung. Das ist natürlich genauso irreführend formuliert wie damals "Drittes Reich". Gemeint damit ist nämlich alleinig "Googleoptimierung". Dahinter verbirgt sich ein ganz einfacher Algorithmus: "Wenn Du nicht die Dinge tust, um von Google bemerkt werden zu wollen, bist Du raus."
Ich fand dazu ein wirklich gruseliges Zitat eines Literaturhauses: " ... Google teilte uns daraufhin mit, dass wir damit gegen den Content verstoßen hätten und strich uns 30 Tage lang aus dem Suchindex. Oh Gott, wenn Google uns aus dem Index streicht, sind wir tot!" Dieses monarchische und gottähnliche Vorgehen des Diktators nennt sich zu Neudeutsch "Abstrafen". Im Dritten Reich hieß es "Bereinigung" - der Effekt ist ja derselbe. Das bereinigte und abgestrafte Opfer wird sich den Gong merken und fortan nur noch die Dinge tun, die es tun soll und tun darf. Google straft und schafft uns alle nach Belieben ab, einfach weil Google die Macht dazu hat das zu tun. Und wenn Google was nicht passt, dann tötet Google uns eben virtuell und schon kann uns keiner mehr im Internet finden. Damit sind wir dann für gewisse Kreise auch in der wirklichen Welt ziemlich erledigt! Es wundert mich immer mehr, dass dies keinem Nutzer irgendwie bekannt vorkommt - und irgendwie höchst ungut erscheint ...?
Google herrscht bereits vollkommen über die virtuelle Wirtschaft!
Wann immer jemand ein Produkt in die Welt werfen will, fragt er schon lange nicht mehr die Marktforschung oder die Ethikkommission - er fragt Google. Denn was Google nicht findet, braucht man gar nicht erst zu erfinden!
Wenn man einen Produktnamen sucht, geht man nicht nach seinen Träumen, sondern danach, was Google mag und findet!
Wenn man einen Werbetext verfasst (oder einen Klappentext), dann schreibt man nicht, was man ausdrücken will, sondern das, was Google gut findet. Man spickt den Text mit Worten, die Google kraulen, "Keywords" nennt man die.
Gut, kleines Problemchen, 30 Millionen Leute füttern SEO mit den gleichen Keywords, was im Prinzip bedeutet, dass Du in dem ganzen 30-Millionen-Schwall eine Stufe höher getragen wirst und nicht ganz runterfällst. Sinnvoll, fürwahr.
Aber Google ist ein gnädiger Herrscher! Für ein paar lumpige Goldstücke monatlich, kannst Du Dir "Adwords" kaufen und dann sorgt Google dafür, dass Du anstatt mit ehrlicher, harter SEO-Währung von Deinen Klicks nach oben in die Suchlisten gespült wirst, gleich ganz oben ankommst und dort auch bleibst. Ist doch fair, sich für das selbst aufgestellte Diktat auch noch fürstlich bezahlen zu lassen, oder …?
Noch ein kleines Problemchen. Seit Google erfasst hat, dass es Leute gibt, die sich ihr Ranking mit unlauteren Mitteln ergaunert haben, indem sie mit nutzlosen Keywords und Links das Internet durchtränkten, gibt es nur noch ehrliche Ranker (oder ehrliche Löhner eben). Und da heißt das Zauberwort dann "Content". Es bedeutet, dass Du Deinen eigenen Klappentext nicht zweimal verwenden darfst, weil Google das dann sofort als "Ranking-Betrug" aufdeckt und mit der Streichung aus dem Suchindex abstraft. Nur gerecht, wer lässt sich denn auch einfallen einen Klappentext nicht jedes mal komplett zu überarbeiten, nur weil er zufällig auf einem Buchrücken gedruckt ist?!
Ja, in diesem Sinne: Heil Google!