Ich habe ein sonderbares psychologische Phänomen die "Psycho-Wippe" genannt, weil unbewusste psychologische Impulse wie bei einem Ping-Pong-Spiel hin und her geworfen werden und so ein sehr lebensvernichtendes Feld erzeugen. Ja, richtig erkannt: Das ist natürlich eine Verhaltensweise, die mal wieder dem Suchtsystem zugeordnet werden muss ...
Die Psycho-Wippe arbeitet oft heimlich im Hintergrund, wo scheinbare (und zumeist uralte) Konflikte und Verletzungen zu gären
vorgeben. Sie taucht auf in einem Feld, wo es immer wieder in der selben Art zu plötzlichen und unvorhersehbaren Brüchen in der Kontaktebene kommt - was zu den immer gleichen, immer gleich
unfruchtbaren und destruktiven "Gesprächen" führt. Menschen, die sich plötzlich mal wieder auf der Psycho-Wippe wiederfinden, haben zumeist den dräuenden Eindruck, dass da eine fürchterliche
Platte unter dem Plattenarm hängengeblieben ist. Und wieder - und wieder - und wieder - und wieder - und krrrriiiiieeeettttsssccchhhhh ....!
Ich hatte gerade ein ziemlich treffendes Beispiel hier.
ER kommt aus dem Suchtsystem, schon lebenslang, ist vollkommen gefühlsblockiert und kennt Emotionen nur in einer einzigen Richtung und Qualität: ER ist verletzt, enttäuscht, getroffen und ungerecht behandelt worden! Alle anderen, die auch Emotionen im Angebot haben, "reden einfach nur Quatsch" oder "sind einfach nur kindisch". Wir hatten vor ein paar Wochen ein sehr schönes, fast inniges Gespräch, das sich einige Stunden zog. Seine Frau, die mich nicht besonders mag, randalierte und quakte im Hintergrund herum.
In näherer Kenntnis der üblichen Prozesse, vermutete ich damals bereits schon halb, dass danach sicherlich noch mal irgendwann irgendwas kommen würde ... Irgendwas in Sachen "Bestrafung" - ausgehend von IHR. Sie lebte natürlich auch im Suchtsystem und praktizierte ebenfalls das darin bevorzugte "kaputte Denken".
Beim nächsten Telefonat gab ER vor, mir nur eben mitteilen zu wollen, dass SIE mich zu meinem Geburtstag wohl nicht anrufen könnten, weil SIE im Ausland seien. Ich sagte lakonisch: "Von WIR kann ja auch keine Rede sein. DU rufst hier ja nur an ... Danke für die Info". Ich spürte förmlich, wie er daraufhin unfroh am Gedanken der anstrengenden Sauertöpfigkeit seiner Frau kaute. Die Antwort kam fast auf dem Fuße: Er holte plötzlich, und ohne jede inhaltliche Verknüpfung, wieder seine uralte Geschichte von anno dunnemals heraus! Und wie Unrecht ich doch damals seiner Frau getan hatte! Und wie Recht sie doch gehabt habe mit ihrer Position! Und wie verletzt er doch sei! Und wie schlimm das doch alles sei! Und was mir eingefallen wäre! Und was für eine Enttäuschung das sei!
Die ganze Geschichte war noch genauso tot, genauso anklagend und genauso handwarm aufgekocht, wie vor elf Jahren schon! Das Schlimmste bestand darin, dass die alte Klamotte nicht mehr zu klären war, weil einfach jeder der Beteiligten seinen Standpunkt hatte. Das versteckte Problem der fehlenden Wertschätzung lag genau dahinter: ICH hatte mir seinen Matsch schon mehrfach angehört, ER sich meinen Quas jedoch nie - war natürlich alles Quatsch. Also gab es auch aus meiner Warte keinen Grund mehr, den immer gleichen destruktiven Monolog über mich ergehen und mich immer wieder deswegen verbal abstrafen zu lassen ... Ich sagte ihm kühl, dass ich über das, was ER für Emotionen hielt nicht mehr bereit war zu reden
- einfach weil ER dazu nicht in der Lage, sprich mir nicht reif genug war! Und das ich sein anklagendes Opfer-Gejammer nicht mehr dulde. Er knallte (wie so oft) den Hörer erbost auf. C4 - Treffer und versenkt!
Und schnell wurde mir klar: DAS war mal wieder die bekannte Psycho-Wippe! SIE hatte ihm die Hölle heiß gemacht, weil ER sich mit
MIR amüsiert hatte, obwohl SIE mich, mehr oder weniger subtil, ablehnte. Wahrscheinlich hatte sich da der Abstrafungsprozess, wie dort üblich, heimlich eingeschlichen: schnippische Antworten,
"Ich-hab-überhaupt-nichts", bockiges und passiv aggressives Benehmen, Kaltschnäuzigkeit ... Den ganzen faden Rest konnte ER sich dann selber zusammenreimen, was ihm nach 50 Jahren mit IHR
sicherlich nicht sehr schwer fiel.
Und IHM war dann wohl danach gewesen, die Abstrafung "an den Auslöser", sprich mich, zurückzugeben. Darum spielte SIE in den
konstruierten Angriffen nämlich auch plötzlich als "mein Opfer" mit. Er musste ihr psychisch nach seinem "Sündenfall" mit mir irgendwie jetzt die Stange halten, SIE gut aussehen lassen und mich
schlecht. Einfach, weil sie das so erwartete - die klassische "Menàge à deux". Er versuchte so sich psychisch irgendwie zu entlasten, leider wie üblich, ohne sich selber die Hände dabei schmutzig
zu machen. Und wie üblich, ohne das Risiko einzugehen auch nur ansatzweise einmal etwas reales zu fühlen ...
Wie weiland im Alten Testament: Die Angeklagten hatten sofort Reue und Zerknirschung zu zeigen, Schlachtopfer darzubringen, oder der Arsch brennt lichterloh!
Wann immer man also auf solche undurchsichtigen psychischen Prozesse trifft, in denen es scheinbar um "Verursachung und Abstrafung" geht, hat man es nicht selten mit der Psycho-Wippe zu tun.
Wie geht man dann am besten damit um?
Auf keinen Fall anbeißen! Das ist kein Wurm, das ist ein riesiger Fake! NICHT AUF DIE WIPPE AUFSTEIGEN!
Es geht nur rauf und runter und sonst nirgendwohin. Es geht um keine Klärung, denn das würde "die Munition" der ewig jungen
Diskussion ja entschärfen. Es geht auch nicht darum, einen konstruierten Bruch in der (wahrscheinlich ja leider gar nicht wirklich vorhandenen) Beziehungsebene zu flicken.Es geht um gar nichts,
außer sich selber und Euch zu verletzen, um das wahre Leben dahinter nicht spüren zu müssen. Bei der Psycho-Wippe geht es um einen Missbrauch. Einen Missbrauch von Lebenzeit, Lebensfreude,
Ehrlichkeit und Nähe.
MERKE: Menschen die in eine echte Beziehungsebene investiert haben, setzen die nicht wegen jedem Furz aufs Spiel
und tarokken damit auch nicht leichtfertig herum, denn sie haben was zu verlieren. Wer mit der Beziehungsebene zockt, hat hingegen gar nichts zu verlieren. Und da verliert man, unter uns
gesagt dann auch nichts, wenn man diesen Menschen verliert. Oder so ...