Festplatten-GAP

Es gibt so urzeitliche Programmierungen in der Seele, die man einfach nicht los wird, egal wie sehr man sich auch abstrampelt. Zuerst marodierten sie ewig in der Tiefe des Unbewussten herum und strahlten dort wie ein Piratensender ihre zerstörerischen Botschaften aus. Wenn man sie dann irgendwann erschüttert erwischt hatte und zur Strecke brachte, steht man aber auch irgendwie nicht besser da als vorher. Denn komischerweise ist der alte Virus immer noch auf der Festplatte unterwegs und vergiftet dort oft heimlich Klarheit, Erfolg und Lebensfreude.

Jeder hat so seinen eigenen Gap, die meisten wurden in der Herkunftsfamilie oder von einer wichtigen Person in der sogenannten "prägenden Phase" bis ca. 17 Jahre programmiert. Dieser Fehler auf der Seele wurde, manchmal ausversehen aus Unwissenheit, manchmal auch ganz bewusst, immer von anderen Menschen dort hinein gesetzt. So seltsam es klingt, aber einige Eltern finden irgendwie eine perfide Freude daran, ihre eigenen Gap's 1:1 auf ihre Kinder zu übertragen. Aus der Reihe: "Ihr sollt es auch nicht mal besser haben, als wir!" Das klappt immer, kann man sich drauf verlassen. "Die Sünden der Väter werden an ihren Söhnen heimgesucht", steht schon in der Bibel so nachzulesen.

 

Einer der häufigsten Gaps, ist die Minderwertigkeit.

Durch die permanenten verbalen und non-verbalen Botschaften (wie z. B. durchgehendes Desinteresse), wird das Kind in seiner Selbstwahrnehmung geprägt. Die unhörbare Botschaft heißt dabei: "Du bist doof. Du bist nix. Du bist es nicht wert. Kein Wunder, dass wir Dich nicht mögen!" Würde so natürlich nie einer zugeben, der damals dabei gewesen war. Und: Wer so dermaßen doof ist, der hatte natürlich auch von der Realität in seiner Familie keine Ahnung :-D.

 

Viele stolpern glücklicherweise irgendwann drüber, dass diese Botschaften kompletter Murks sind. Und dass sie von Menschen kamen, von denen man mittlerweile schon schmerzhaft gelernt hatte, ihnen besser nicht zu vertrauen. Erst an dieser Stelle erkennt der Mensch dann überrumpelt, dass diese Urteile sich darüber hinaus auch überhaupt nicht mit der Meinung deckten, die sie selber über sich hatten. Wenn es nur so einfach wäre!

 

Es sind eben keine Auffassungen, Meinungen, Gedanken oder Erinnerungen- es sind glasharte PRÄGUNGEN. Und die wiegen schwer in einer Vita, ob man das nun gut findet, oder eher nicht. Prägungen haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Prägungen sind unsere Füße und unser Rückgrat. Sich das freiwillig zu brechen, ist weder ohne Kollateralschäden möglich, noch irgendwie wünschenswert. Manche Prägung ist ein Flügelpaar, das einen direkt in den Himmel trägt - und manche Prägung ist eine Eisenkugel, die einen am Fußgelenk zielsicher unten hält. Man hat es nicht in der Hand, was andere einem in die junge Seele schreiben ...

 

Mit manchen negativen Prägungen, wenn nicht sogar mit allen, muss man sich arrangieren, wie mit einer früh erworbenen Behinderung. Bitterkeit nützt nichts. Es gibt keinen Weg zurück, also muss man sich auch nicht drüber aufregen ... Man muss einfach wissen, das sie da ist und das sie immer wirkt. Man muss lernen, wie sie wirkt und wo sie immer gerne zuschlägt. Und man muss erarbeiten, auf welche Weise man ihren giftigen Wirkungen entgehen kann. Mehr kann man fast nicht tun. Ich glaube nicht mal, dass eine Hypnose diese alten Spuren löschen kann. Man kommt nicht an sich selber vorbei und muss sich einfach mitnehmen, so wie man eben (geworden) ist.

 

Der alte Gap schlägt schon da immer wieder zu, wenn man sich dabei erwischt, wie man sich endlos mit Menschen abgibt, die es echt nicht wert waren, dass man sich in dieser Intensität mit ihnen befasste. Aber die Prägungen sind einfach drin: "Wenn Du was haben willst, sei es nur Aufmerksamkeit, dann musst Du dafür auch bezahlen!" Das zu wissen, hilft leider überhaupt nichts! Erst wenn man einen ultimativen Paradigmenwechsel vollzogen hat, kann was vorwärts gehen in dem Geschäft. Erst dann kann man die irreführenden, stets den Ereignissen müde nachhinkenden Gedanken und Reflexionen verlassen und beginnen sich auf seine Gefühle zu verlassen ...

 

Nun kann man einwenden, dass wenn jeder nur noch das ultimativ Beste für sich fordern würde (und genau da ist die moderne westliche Welt, dank der ständigen unterschwelligen Botschaft des "Amerikanischen Traumes", mittlerweile auch angekommen), überhaupt nix mehr vorwärts gehen würde. Das stimmt. Keiner machte mehr einen bescheuerten Job. Niemand würde mehr freiwillig Bus fahren. Niemand würde sich an einer viel befahrenen Straße einmieten. Insofern funktioniert eine Gesellschaft in dieser Größe immer nur dann noch einigermaßen, wenn ein guter Prozentsatz von seinen Teilnehmern eine Beschädigung in der Seele aufweist. Diese sorgt zielsicher dafür, dass sie damit manipulier sind und auf dem sprichwörtlichen Teppich bleiben ... Oder hat jemand eine bessere Idee dazu ...?