Ja, aber ...!

Im ersten Fall

So beginnen generell die Sätze von Blockierenden, die sich auch gerne „Kritiker“, „Querdenker“ oder „Bedenkenträger“ nennen und sich dabei dann ganz toll finden. Alleine die ganze Satzstellung ist schon eine Zumutung: „Ja“ sagen und im nächsten Wort dem Satz schon gleich die Beine brechen mit „aber!“ Hat sich schon rumgesprochen: „aber“ heißt immer: „nein!“ Es ist ein typischer Satz von stets nur undercover knerkelnden Passiv-aggressiven. Von Menschen, die „Ja, aber …!“ für einen volltauglichen Hauptsatzbeginn halten, sollte man sich generell fern halten, soweit aber nur mal meine ganz persönliche Erfahrung. Was nach „Ja, aber …!“ kommt, wird die Diskussion in den meisten Fällen nicht befruchten, sondern sie elegant totmachen. Es ist zumeist bestenfalls wirres aber oft genug auch nur total mülliges Zeug. Aus der Reihe: „Ja, aber …! In Thailand soll es eine Kakerlakenart geben, die keine Abfälle, sondern nur frische Mangos frisst!“ Ach, wirklich. Zumeist wird mit „Ja, aber …!“ versucht eine völlig schlüssige Hypothese wegen eines (zumeist unbewiesenen und völlig irrelevanten Beispiels) im Promille-Bereich des Gesagten auszuhebeln. Da fragt man sich natürlich: „Warum ist das wichtig?!“ Die Antwort findet sich nicht selten in heimlicher Konkurrenz, unterschwelligem Dominanzstreben und verkappten Machtgelüsten … Es ist ein weit verbreiteter Denkfehler zu glauben, dass man in einem solchen „Schlagabtausch“ die Qualität eines erwachsenen Gespräches herstellen kann. Hier wird man in aller Regel dann viel Energie verlieren, weil „Ja, aber…!“ sich zwar den Anschein einer Diskussionsbereitschaft gibt, diese in Wahrheit aber gar nicht besitzt. Weil es nämlich nur auf heimliche Aushöhlung des Gesagten hinzielt, um sich geil damit zu fühlen schlauer zu sein, als wir. Arm dran, Arm ab …

 

Im zweiten Fall

Bezieht sich „Ja, aber …!“ auch wieder auf einen Blockierenden, diesmal ist er allerdings in eigener Sache mit dem Auftrag „heimliche Selbstsabotage“ unterwegs. Nicht selten trifft man hier auf angetäuschte Projekte mit Arbeitstiteln wie: „Eigentlich sollte ich ja, …“ „Ich weiß ich müsste, …“ „Ich liebäugele ja schon länger damit, …“ Hören Sie das unausweichlich folgende und tödliche „aber …!“ auch so genau …? Schlecht, so kommt man nämlich zu gar nichts außer einem soliden Drehschwindel, weil man sich nämlich selber immer wieder aufs Höllenrad schubst. Mit „Ich sollte …“ schiebt man es an, mit „aber geht ja nicht, weil …“ hält man es dann sofort wieder an. Hier ist ein sehr subtiler Denkfehler am Werk, der auch unter dem Titel „Problem-Überlappung“ bekannt ist. Hier das Rezept: Man nehme eine komplexe Problemstellung (z. B. aus der eigenen Wohnung auszuziehen und in ein Haus einziehen zu wollen). Dann sage man: „Wir liebäugeln damit in ein Haus aufs Land zu ziehen!“, man warte die Reaktion der Umstehenden ab. Dann seufze man tief und lege das nächste Problem gleich drauf: „Aber dazu müssen wir ja erst mal die Wohnung verkauft kriegen!“ Wenn man nun sagt, das wäre ja kein Problem, da müsse man schließlich nur dies .. oder das .. oder jenes tun …“ Was meinen Sie, ist wohl die resignierte Antwort? Richtig! Sie lautet (meistens etwas jammernd) „Ja, aber …!“ Das Ganze kann man auch kurz „Problem-Ping-Pong“ nennen. Eine Runde PPP (~ Problem-Ping-Pong) geht immer gleich: ER sagt ihnen ein Problem ... SIE sagen ihm die Lösung dazu ... ER sagt ihnen sein Problem mit ihrer Lösung ... SIE sagen ihm, dass SIE das aber ganz anders sehen … ER sagt Ihnen, warum SIE das leider falsch sehen … Selbst wenn der Stich zufällig mal an SIE gehen sollte, knallt ER sofort den nächsten Stich auf den Tisch: „Meine Frau braucht aber dringend ihr Fitnessstudio!“ … Entzückend.

 

Zielführender ist die Frage: „Aha. Und wie lange liebäugelt Ihr schon mit dem Umzug?“ Zumeist ist die durchschnittliche Tragedauer solcher Anliegen ca. 24 Monate. Tatsache ist: „Mit etwas liebäugeln“ ist in Hinblick auf Erfolg ungefähr so erfolgreich wie die jamaikanische Eishockey-Mannschaft. Möglicherweise wird mit der liebevoll gezüchteten „Problemlandschaft“ ein noch viel ätzenderes Problem überdeckt, aus der Reihe: „Erst mal lösen wir das hier und dann gehen wir mal da ran …“ Oder es ist ein schlichter Denkfehler: Dieser läuft darauf hinaus, Probleme nicht einzeln zu bearbeiten, sondern alles auf einmal anzufassen. Dann kriegt es die Qualität eines verknäulten Wollballs und wann immer man an einen Faden zieht, wird alles noch viel unübersichtlicher. Und zieht sich noch mehr zusammen. Man muss darauf achten die Probleme voneinander zu trennen, sonst wird man damit nie mehr fertig.

 

Schritt 1

Zuerst steht, wie immer, das Herstellen von Ordnung. In diesem Sinne: Klarheit darüber finden, wie viel Handlungswille eigentlich in dem „liebäugeln“ steckt.

 

Schritt 2

Wenn es für einen Entschluss reicht, wird dieser auch sofort gefasst: „Es ist amtlich, wir ziehen um!“

 

Schritt 3

Nun muss man das wichtigste Problem identifizieren, es ist das, wo sich am meisten Schmerz verbirgt. Will man die alte Borkenbude loswerden, bevor sie völlig auseinanderfällt? Oder will man erst mal weg hier und sich neu einrichten?

 

Schritt 4

Jetzt muss man ein Zeitfenster vereinbaren, sonst greift der alte Schlendrian wieder durch und vernebelt erneut die Problemstellungen: „Weihnachten wäre ich gerne im neuen Haus!“

 

Schritt 5

Dann kann man auch schon entscheiden WAS man eigentlich haben will, WO man hin will, WIE teuer alles werden darf und WO man entsprechende Angebote auftun kann.

 

Nun kann man handeln, weil man frei ist vernünftig zu planen, ohne sich selber ständig im Licht zu stehen, indem man sich permanent neue Aufgabenstellungen in den Weg wirft.