Drei Nüsse gegen Aschentrödel

Wer kennt es nicht, das Märchen von den drei Nüssen für Aschenbrödel ...? Seit der tschechischen Verfilmung aus dem 80-ern, die seitdem alljährlich rauf und runter, und in allen gefühlten 80 Teilen, gesendet wird und deren in billiges Goldlamée gehüllte Adlige wirklich aussehen, wie frisch aus dem DAK-Container gekrabbelt, kann es wohl bald wirklich jeder Fernsehteilnehmer mitsprechen.

 

Darum erzähle ich Euch heute hier die Geschichte von den drei Nüssen GEGEN Aschenbrödel. Das Aschenbrödel in dieser besonderen Geschichte ist so anders und so dumm, dass alle sie nur noch „Aschenblödel“ nannten! Also, das tumbe Aschenblödel lief kopflos in der Gegend herum und wartete darauf, dass die Verheißung sich erfüllte. Ihr war nämlich beim Unkrautjäten vor einiger Zeit von einem Haufen Dreck verheißen worden, dass ihr was verheißen würde. Jedoch erst nach dem Tode ihres, ebenfalls extrem grenzdebilen, Vaters. Weil die Dummheit ihres Vaters die ihrige noch um Längen übertraf, war Aschenblödel andauernd missgelaunt. Dazu kam noch die bösartige neue Frau, die der Vater wohl auch wegen seiner anhaltenden Blödheit geheiratet hatte. Die brachte nun den heruntergekommen Gasthof wieder zu Glanz und alle mussten ganz arg schuften. Alle, bis auf die Stiefmutter selber und die beiden hässlichen Gänse von Stieftöchtern. Die eine war ganz klein und dabei ganz fett. Sie quoll immerzu aus allen Kleidern raus, weil sie noch schneller dicker wurde, wie man die Kleider immer wieder weiter machen konnte. Die andere war lang wie eine Giraffe und dabei zaundürr. Alles schlackerte an ihr und sogar ihre Stimme war so dünn, dass man sie fast nicht verstehen konnte. Und mit den beiden sollte das Aschenblödel nun auch noch leben ... Diese drei, aus purer Doofheit angeheirateten, Grazien brachten nun, anstatt auch mal mit zu arbeiten, das mühsam erwirtschaftete Vermögen alleine durch. Und weil das Aschenblödel so schlecht gelaunt von all dem war, hatte sie dem Glück etwas nachgeholfen und den Vater beim jährlichen Kutschenrennen einfach ins Jenseits befördert. Sie hatte ihn spontan einfach aus der Kurve über dem Wasserfall vom Kutschbock geschubst, als er besoffen „Ja, mir san mit dem Wagerl da!“ grölte. Und nun sollte ihr also eine Verheißung erfüllt werden!

 

Aber als sie dann frohgemut, und mit nur schlecht gespielter Trauer, ohne den verblödeten Vater nach Hause kam, ging der ganze Ärger erst richtig für sie los! In ihrer Blödheit hatte sie das Kommende natürlich nicht vorausgeahnt. Seine böse und gierige Frau übernahm natürlich nun vollkommen das Kommando und ließ Aschenblödel ganz allein die Gastwirschschaft führen. Und das während sie selber kiloweise Laudanum in das Bier der Edelmänner rührte, um sie alle ungestört ausrauben zu können! Aschenblödel hatte sich in ihrer unsäglichen Dummheit durch das Umbringen ihres Vaters leider um die einzige Hilfe gebracht, die sie in dem schlimmen Haus überhaupt noch gehabt hatte und erkannte, dass ihr Vater natürlich viel zu blöd gewesen war, um nach seinem Tod für sie zu sorgen. Alles fiel an die böse und raffsüchtige Stiefmutter und Aschenblödel musste richtig hart für ihr bisschen Brot arbeiten.

 

Schließlich war es der Stiefmutter sogar noch zuviel Arbeit gewesen das Schlafmittel selber allabendlich in die ganzen Biere zu geben und gab Aschenblödel auch diese wichtige Aufgabe. Scheinbar wusste sie nicht, wie doof das Aschenblödel wirklich war und es dauerte natürlich nicht lange, bis sie es völlig verpeilte. Aschenblödel passte nämlich wie üblich nicht auf und erwischte viel zuviel Schlaf-Pulver. FLUPS: schon lag Einer am Boden, der kurz davor war zu sterben. Auweia, und was nun, Du dummes Stück …?

Der fast schon ins Jenseits entschlafene Edelmann sagte: „Dennoch muss ich Dir die verheißene Verheißung verheißen, auch wenn ich Dich über das Grab hinaus dafür hassen werde, für das was Du mir nun aus lauter Dummheit angetan hast!“ Aschenblödel schämte sich schrecklich, das hatte sie natürlich ja nun auch so nicht gewollt! Der Fremde sagte mit letzter Kraft: „Nimm meinen Beutel, darin sind drei Zauber-Nüsse. Aber gib gut Acht! Sie können Deine Freunde, oder Deine Feinde sein ... Ich hoffe inständig, sie entpuppen  sich als  letzteres ...“

Während Aschenblödel mit den Nüssen im Beutel überglücklich in den nächtlichen Wald rannte, entdeckte sie die Stiefmutter und brüllte ihr hinterher: „Hey, Aschenblödel! Du musst noch den Donnerbalken wienern und die Leiche verscharren!“ Aber Aschenblödel lachte nur und drehte ihr im Wegrennen von Weitem eine lange Nase. Leider übersah sie, wie üblich, das Wichtigste - das war in diesem Fall ein langer Ast, der ihr nun voll ins tumbe Gesicht knallte. Aschenblödel ging sofort zu Boden. Als sie wieder zu sich kam, rieb sie sich das geschwollene Gesicht und jammerte: „Oh, Gott – ich bin ja total benusselt ...“ Und dann ging doch noch das Licht im Hirn an, zwar nur ein kleines Talglichtlein, aber es wurde hell genug, um sich beim Wort „benusselt“ an die Zaubernüsse zu erinnern! Sie fingerte also eine Nuss heraus und untersuchte sie ausgiebig. Aber keine weitere Erleuchtung nahte und Aschenblödel fiel ein, dass sie den Sterbenden vielleicht wenigstens noch mal schnell hätte fragen sollen, wie man diese Nüsse denn überhaupt benutzte?! „Oh, nein, bin ich aber dumm!“, rief Aschenblödel aus. Und plötzlich begann die Nuss zu leuchten. Ein Gesicht erschien in ihr und sie sprach in einer seltsamen Sprache zu Aschenblödel: „Due hast misch geruefn ...? Ei verbischd – DUE bist das ...?! Na, das kann ja ’n lustiches Kesselchen Buntes wern hier, nue!“ Aschenblödel schrie erschreckt auf und ließ die Nuss fallen. Die Nuss schimpfte: „Was soelln ditte nue wieda?! Dafuer binsch nue nich uffgestandn, nue! Due den Dregg aus meim Gesicht, sonst schebberds gleich im Gardong – aba gewaltich!“ Aschenblödel tat wie ihr geheißen, wischte der Nuss den Dreck ab und fragte scheu: „Und nun …?“ Die Zaubernuss jedoch war ärgerlich: „Sche breetgeloofen iss der Dregg nue auf mir! Du duesselige Kueh! Nue wünsch Dir was! Ich will hier bloß noch wech, nue!“ Aschenblödel frohlockte: „Dann wünsche ich mir säckeweise so viel Gold, dass ich es nicht wegtragen kann!“. Die Nuss guckte sie mit offenem Mund an: „Iss nicht Dein Ernst und sach nue bloß nich‘ noch ‚BIDDE’ … Weil, denn iss das Ernst, nue!“ Aschenblödel aber sah sich schon im Geld schwimmen und rief aus: „Doch! Doch! Iss mein Ernst, mein voller Ernst: BITTE!“ Man hörte nur noch, wie die Nuss kraftlos sagte: „Isch glaub mir wird übl!“ – dann knallte es, die Zaubernuss hatte sich aufgelöst und der Wald lag voller Goldsäcke.

 

„Juhuuuu!“, jubelte das doofe Aschenblödel, „Ich bin reich!“ Und voll doof, ergänzt der Zuhörer nun wohl bei sich. Und nun? Aber schon nahte die nächste Idee. „Ich brauch sofort einen großen Wagen, dann bringe ich das ganze Gold hier weg!“ Gedacht, getan, sie kramte eine weitere Nuss hervor und glotzte sie an. „Ich hab’ meine ersten Wunsch ausversehen dumm gemacht!“, rief sie vorsichtig und die Nuss begann, wie die erste zuvor, zu leuchten und bekam ebenfalls ein Gesicht. Ein sehr griesgrämiges Gesicht. Und eine extrem grantige Stimme sprach in einer sonderbaren Stimme zu ihr: „Des jetzad a no! DU host mir grod no g‘fehlt! Und hör auf, hier so dermaß‘n bled umeinander zum plärr‘n!“Aschenblödel erstickte den Jubel und sagte atemlos: „Ich hab’ mich etwas verwünscht, das war sicherlich die Aufregung, und die doofe Nuss vor Dir hat auch nix gesagt dazu ...!“ Die Nuss dröhnte los: „Und ob mei Spezl Di g‘wornt hod! An Depp hod er di g‘hoassn, wennst Du jetzt auf deinen depperten Wunsch bestehen tätst!“ Aschenblödel schaute stumpf. „Reicht scho wieda!“, sagte die seltsame und schlechtgelaunte Nuss. „Wos iss dann jetzad – i hob ned ewig Zeit hier umeinander zum hänga. Schluss mit derer Tritschelei – sog Dei Wunsch und a Ruh is!“ Aschenblödel war verwirrt, noch verwirrter als sowieso schon immer, und hatte kein Wort verstanden, außer „Depp“. Weil sie das sofort zweifelsfrei auf sich selber beziehen konnte, auch weil sie es schon oft gehört hatte, beschloss sie also zum Punkt zu kommen und sagte bestimmt: „Ich wünsche mir einen Wagen mit Pferd, um all das viele Gold wegbringen zu können, dass soviel ist, dass ich es nicht von hier wegtragen kann!“Aschenblödel fühlte sich mit diesem Satz, der wohl so ziemlich der längste in ihrer gesamten Laufbahn als Dummkopf war, als hätte sie gerade das Diplom bestanden und hoffte heimlich auf Applaus seitens der Nuss. Diese jedoch brüllte los: „Des derf do einfach ned wahr sei!!!“ Und das Aschenblödel sagte scheu: „Es MUSS aber wahr sein, sonst krieg ich den ganzen Schotter hier doch nie mehr weg!“ Die Nuss sagte: „Wenn‘s ned so dermaß‘n bled wär, könnt i wahrscheinlich sogar no drüber lach‘n! Aber i lach dann fei später, wenn i im Wirtshaus sitz, mit meinen Spezln!“ Aschenblödel sagte ungeduldig: „Aber was iss denn nun mit dem Wunsch?!“ Man hörte nur noch wie die Nuss fluchte: „Die iss original no zu bled zum Milch hol‘n und verbiegt beim Obifoilln glatt des Geld!“ Es knallte und mitten im Wald stand ein stämmiger Ackergaul im Zaumzeug vor einem groben, hochrädrigen Karren. Aschenblödel, schob die Ärmel hoch und packte sich einen Sack. Aber Aschenblödel kam gar nicht dazu sich zu freuen, sondern kratzte sich bald am Kopf. „Die sind ja so schwer, dass ich sie gar nicht alleinewegtragen kann!“, jammerte sie. „Die haben mich ja alle sauber hinters Licht geführt!“ Ganz offensichtlich hatte sie alle dämlichen Wünsche, inklusive der Warnungen vom Sterbenden und den beiden Nüssen bereits vollkommen vergessen. Sie begann die Münzen nun einzeln in den Wagen zu werfen, aber sie fielen sofort an den Seiten wieder heraus.Heulend warf sie sich in den Dreck und bemitleidete sich ausgiebig. Dann nahm sie, welche Wahl hatte sie schon, die dritte Nuss und sagte entschlossen: „Diesmal mach’ ich alles richtig, die werden schon noch alle sehen!“ „Ich bin ein Depp!“, rief sie mutig, woraufhin die Nuss leuchtete und in einer sonderbaren Sprache sagte: „Ick weeß schonn! Deine Blödheit iss Jesprächsthema in Nuss-Kreisen!“ Aschenblödel sagte „Äh“ und dann gar nichts mehr. „Watt nu – ick hab nich ewich Zeit hier blöd rumzuhängn!“, pöbelte stinkig die Nuss. Aschenblödel war beleidigt: „Dafür dass ihr Zaubernüsse seid, seid ihr aber alle ganz schön unfreundlich!“ „Datt liecht daran, datt Du einfach so dermaß‘n bescheuert bist – datt macht echt schlechtes Befinden!“, stänkerte die Nuss zurück. Aschenblödel bekam den Eindruck, dass sie hier im Wald keine neuen Freunde gewinnen würde und sagte schnell: „Ich wünsche mir die stärksten Männer der Umgebung, die mir helfen den Wagen zu beladen, damit ich hier endlich wegkomme!“ „Et darf echt nich wahr sein hier“, lamentierte die Nuss „Die annern ham nich übatrieb‘n, watt Dir anjeht! Ick hatte da ja schonn so meine Zweifel ...“ „Ja, los jetzt!“, sagte Aschenblödel und die Nuss sagte: „Ick sach Dir watt: Du verdienst Dir wirklich selber!“ Dann knallte es, die Nuss hatte sich unsichtbar gemacht und im Wald standen sechs starke, große Männer mit Flinten. Es waren zwar die stärksten Männer der Umgebung, aber leider waren sie auch Räuber. Und so luden sie johlend das Gold auf den Wagen und fuhren mit ihm davon.

 

Weit kamen sie jedoch nicht, weil sie Durst bekommen hatten von der harten Arbeit und so kehrten sie im Gasthaus von Aschenblödels Stiefmutter auf ein Bierchen ein. Man hat sie danach leider nie mehr gesehen, aber es vermisste sie auch keiner, darum ging dem niemand nach. Jedenfalls schloss bald darauf das Gasthaus und die drei Schicksen hat man auch nie mehr in der Gegend gesehen. Jedenfalls gilt als sicher, dass sie glücklich bis an ihr seliges Ende in Saus und Braus lebten.

 

Und die Moral von der Geschichte? Doof bleibt doof – da helfen Nüsse auch nicht mehr. 

Amen.