Karamellpudding à la Idiotus

REZEPT 1      Versuch 1

 

500      ml       Milch                                     250 ml kalt, 250 ml heiß                                    

  75      gr.       Zucker

  35      gr.       Stärkemehl

    1     Stück   Ei                                            getrennt

    3     EL        Wasser                                   heiß

 

Den Zucker unter Rühren goldbraun rösten , mit drei Esslöffel heißem Wasser ablöschen und unter Rühren 1/4 Liter heiße Milch aufgießen.

Stärkemehl und Eigelb mit der restlichen kalten Milch glatt rühren, zugießen und einmal aufkochen lassen. Etwas abkühlen lassen, dann den steifen Eischnee unterziehen.

 

 

Kommentar der Köchin:

Tja.

Zucker rösten, prima. Wasser rein. *zischschschsch*. Es passierte das, was immer passiert, wenn man Flüssigkeit in heißen Zucker wirft: Klumpen. So ’ne Überraschung aber auch mal wieder! Milch rein, noch mehr Klumpen, noch mehr Überraschung. Rühren, rühren, rühren, Tennisarm, Stunden später … Bis sich die Klumpen vom Kochlöffel und in der Pfanne dann eben endlich wieder aufgelöst hatten. Auch nicht empfehlenswert, wo wir schon grad dabei sind: mit vorgeklappten Schneidezähnen ein bisschen am verkrusteten Löffel knäufen wollen. Ich trug dann im weiteren Verlauf Eiswürfel auf der Zunge, aber lassen wir das jetzt.

Eidotter mit Stärke reinkippen. Rühren. Nase rümpfen. Weiterrühren. Entsetzt aufjapsen! Schneller rühren. Herd ausschalten, Flachatmung einleiten. Abhauen. Aufgeben.

Zurückkommen und auf die toffeefarbene, zähe, dicke Nacktschnecke starren, die fette und glänzende Schleimfäden ziehend, da plötzlich tot in der Pfanne liegt. Oh, Gott. Wo ist der Klappspaten, wenn man ihn mal wirklich dringend braucht …

O. K., die übliche Verpeiltheit hat dann natürlich auch wieder mitgespielt: Die Milch war dann nicht heiß. Aber daran hat es doch gewiss jetzt nicht gelegen … also hoffentlich …?! Vielleicht hätte man aber wenigstens gewisse Ausfällungen vermeiden können, die sich zuerst wie Maden in der Suppe räkelten, bevor auch sie zur Schnecke wurden. (Hat diese widerliche Toffee-Schnecke dann jetzt die ekligen Stärke-Maden zur Schnecke gemacht, oder wie ...?!) Gewundert habe ich mich ja darüber, dass man Eidotter in heiße Flüssigkeit einrührt und dann den ganzen Schmond auch noch erhitzt. Omma sagte immer: „Tu nie das Eigelb nich’ inni heiße Suppe rein, wennu nich’ willst, dassas gerinnen tut, nä ...!“ Aber ‚sich wundern‘ und ‚tätig nachdenken‘ sind offenbar zwei bis drei völlig verschiedene Universen. Denn dem Wunder folgte nichts brauchbares und ich kippte natürlich sorglos das Eigelb inni Suppe rein. Nä ….  

Bis dahin hätte man das ja vielleicht sogar noch durchgehen lassen können, aber das Eiweiß unterziehen war dann absolut so gar nicht mehr drin! Ich konnte es der zähen, fette Schnecke nur gewaltsam unterschlagen und man sah überall nur noch weiße Ausflockungen. Ungefähr wie eine angeschimmelte Riesenschnecke. Gar nicht schön. Machte aber nichts, denn der Geschmack (mit spitzer, immer noch pulsierender, Zungenspitze vom Teelöffel aufgenommen), überzeugte sowieso nicht im Mindesten. Nach was auch immer diese angeschimmelte Schnecke schmeckte, ganz bestimmt nicht nach dem was ich so als Karamellpudding kannte. Aufgeben war natürlich(!) keine Option, also schlug ich Sahne steif, gab etwas Vanillearoma hinzu und schlug auch das noch unter diese Katastrophe. Ergebnis: Schimmlige Schnecke mit süß-fettigem Geschmack und irgendwie „körnigem Gefühl“ auf der Zunge. Hallo, Stadtwerke.

 

O. K. – ich gebe es zu, ich hätte so einige Gelegenheit gehabt mich zu wundern, tat es aber rückblickend wohl ganz offensichtlich zumindest nicht tätig:

1.) Zubereitungszeit: 30 Minuten.     _ 10 Minuten trifft es eher.

2.) Eigelb in heiße Flüssigkeit.           _ Gerinnt immer und klebt nicht.

3.) Schwierigkeitsgrad: Normal.        _ Falsch: „Für Doofis“. Aber leider nicht idiotensicher. Kacke.

 

 

 

REZEPT 1      Versuch 2

 

Ich musste es tun, ich hatte keine Wahl! Versteht doch: Als ich heute auf’s Töpfchen ging, schwamm da ein Zettel in sehr krakeliger Handschrift, mit irgendwas braunem geschrieben: „Schieg meer Puhdieng, sonßd gommähn wiehr rauff!“ Na, danke schön. Das fehlte ja gerade noch: Ratten, die nachts von innen an meinen keimigen Clodeckel klopften und nach Pudding riefen!

Es nagte an mir, wie ein widerlicher Wurm: Ich, die Glorreiche, ich die gegen alle küchengeborenen Widrigkeiten schon gekämpft hatte! Ich, die schon solche Sachen, wie Lachs-Carpaccio und Persemonen-Sushi fabriziert hatte, ich unterlag hier einem Pudding?! Es ging im Gros doch eigentlich nur darum fünf Zutaten (Wasser, Milch, Stärke, Zucker, Ei) unfallfrei so zusammen zu rühren, dass sie keine Klumpen bildeten und auch erkennbar zusammen blieben. Wobei sie dann auch nach was neuem schmecken sollten.

 

Also noch mal von vorne: Zucker anbräunen. Ich nahm diesmal danach sogar die Pfanne von der Platte. Ich klatschte auch das Wasser nicht tumb rein, diesmal ließ ich es von der Seite her langsam einlaufen, da wo kein Zucker war. Ich nahm ungefähr 5 EL Wasser. Brodel-brodel-brodel-zisch-zisch, rühr-rühr. Oh, fast glatt! Nach dem gleichen Prinzip kam dazu dann, die diesmal sogar heiße, Milch: rühr-rühr... Dann zitternd das Milch-Ei-Stärke-Mix unter Rühren langsam einlaufen lassen. Gründlich verrühren. Zurück auf die Platte damit. Blubber-blubber-blubber. Die schon bekannten Maden und der ebenfalls schon bekannte Fluchtimpuls tauchten wieder auf ... und verschwanden sofort in einer homogenen, glatten, dicken Puddingcreme. Nanu? Ich ließ alles unter Rühren eine Minute aufblubbern, dann merkte ich, dass es unten anzusetzen begann und zog die Pfanne von der Platte. Klumpenlosen, dicklichen Pudding in die Schüssel einfüllen, scheuer Blick auf die Schüssel: unglaublich, die zog ja sogar schon eine feste Haut ... Und nach einer Stunde… Gut, ich hatte mich nicht im Griff und fing an zu fressen. Gute Konsistenz, schon jetzt piekfest. Über Nacht im Kühlschrank tat sich aber nicht mehr viel. Könnte man aber stürzen! Wobei: bevor ich jetzt dann das ganz große Pudding-Schüssel-Besteck raushole, würde ich dann wohl doch eher noch ein Päckchen Gelantine untergerührt haben …

Aber es bleibt dabei: Der Karamellgeschmack ist nicht umwerfend und trägt kaum auf. Ich habe daher ein Fläschchen Karamell-Aroma erworben und ich werde es benutzen ... Ich bin wirklich zum Äußersten entschlossen hier.

 

 

REZEPT 2      Versuch 1

 

500      ml         Milch 

    2      EL         Zucker

    2      TL         Vanillezucker

    2      EL         Feine Speisestärke

    1      Stück   Eigelb   

 

Milch, Zucker, Vanille-Zucker in einen Topf geben, gut umrühren. 5 EL Milch abnehmen und mit der Speisestärke und dem Eigelb glatt rühren.
Milch aufkochen lassen, von der Platte nehmen. Wenn die Milch ganz ruhig ist, die angerührte Speisestärke untermischen. Zurück auf die Platte geben und unter ständigem Rühren kurz aufkochen lassen. Nach Geschmack verfeinern.

Die heiße Creme in kalt ausgespülte Puddingformen oder Tassen gießen. Mit Folie bedecken und ganz erkalten lassen. Mit einem Messer vom Formrand lösen und stürzen.       

 

Kommentar der Köchin:

Na, das ließ sich doch wirklich gut an hier!

Dickte unter munterem Geblubber lieblich ein, wie der typische Tüten-Pudding. Geschmack: sehr in Ordnung.

Und dann kam ich.

Ich kippte in die noch warme Creme einfach mal pfundweise meine „Super geheime Geheim-Super-Waffe“ rein: Karamellsirup. Vom Erfolg verwöhnt, machte ich damit lauter putzige Schnörkel und Linien. Und fühlte mich dabei mindestens wie Jamina Oliver. Dann wollte ich mir nach dem Erkalten einen satten, fetten Löffel reinschaufeln, so zur Nacht, als Betthupferl, kennt man ja: „Alles schläft, einer frisst“. Aber indes: ein Sätzchen mit X: flüssix! Scheisendreck.

Aber davon lässt sich doch ein Chefkoch auf Hartz-4 jetzt nicht unterkriegen! Also den Herd anschmeißen (ist ja auch erst ein Uhr nachts und Schlaf wird ohnehin überschätzt). Beherzt kiloweise Stärkepulver einrühren. Angeekelt zusehen, wie sich die allerfettesten Klumpen bilden. Ich sag nur: Klodeckel auf, Ratten: zieht die Lätzchen an, jetzt kommt das Dessert ...

 

 

REZEPT 2    Versuch 2

 

Also noch mal, hab’ ja sonst nichts zu tun. Alles in die Schüssel füllen, erkalten lassen. Alles vergessen und weggehen. Am nächsten Morgen Pudding nicht im Kühlschrank vorfinden, naja, egal. Hatte eindeutig Creme-Konsistenz, gestürzt hätte das in dem Zustand jetzt allerdings nur Meister Propper, der schwule Depp. Hatte auch mitnichten die glatte, glänzende Textur von den Bildern auf den Puddingtüten. Naja, Löffel raus, Frühstück! Nicht schlecht, aber eben kein Karamell, sondern eher Vanilla-light. Und wieder griff das Grauen nach der super geheimen Geheim-Super-Waffe: Karamell-Aroma. Und rührte den Pudding um, was dazu führte, dass… Naja, jedenfalls holte ich noch eine Geheimwaffe raus *WRRRRRRRR*  … Der Pürrierstab, ihr habt es ja sicherlich schon geahnt. Und das Ergebnis? Einheitliche Farbe, tolle, glatte Textur und ganz und gar wie ein Karamell-Milchshake! „Oh, surprise!“, möchte man da ausrufen.

Ich spülte im Klo gleich mal die Internet-Adresse von den Weight-Watchers mit runter ... Die Jungs in der Kanalisation würden sie bald brauchen, war immerhin das vierte Exemplar, das ich da innerhalb von fünf Tagen versenkt hatte ...

Meine Antwort: Dr. Oetkers Karamellpudding. Gelingt immer und klebt nicht.