INHALTSVERZEICHNIS

 

Einleitung

Fragen an die Kirche oder „Hol’s die Erbse!“

Fragen an die Erbsen-Bücher

Mondkalender

Elfen und …

 Die Meister der Erbsen

 Heilsteine

 Sternenkinder

Trallala

 Geistige Elite-Einheit

Spontan entleuchtet

Heute auf der Karte: Falsche Erbse

Der Meister vom Stuhl

Metaphysik meets Erbse

Es

Konsum-Zombie

Freier Wille?!

Wo ist dieser Gott?!

Einer für alle, alle für Einen

Alles Erbse, äh: Gott!

Aus sich rausgehen

Verantwortlichkeit

Intensität

Anstrengend!

Trolle

Energie-Vampyr

Mayday, it's Payday!

Ja, aber …!

Cave: Neid!

Voll auf die Ohren gekriegt

Schlappes Hängerchen

Das verzeihe ich Dir nie!

Die Psycho-Wippe

Festplatten-GAP

Zeit der Narzissen

Cooles Gürkchen

Seelische Abkehr

Die neue Einsamkeit

Like me!

Verschiebung der Realität

Die apokalyptischen Reiter des Zeitgeistes

Klostertourismus

Auf der Suche nach meiner Bestimmung

Falsches Pferd

Der psychologische Druckknopf

Sauber abgezogen

Ausstieg in Fahrtrichtung links …

Die Tolle Erbse

Weitere Werke der Autorin

Impressum

 

WASCHZETTEL

 

Anliegen

Es ist mein Anliegen diese abenteuerliche Reise, ihre Ab- und Umwege, und auch einige der illustren Mitreisenden zu schildern, um einerseits zur Nachahmung anzuregen und um andererseits von der Nachahmung dringend abzuraten. Ich meine: man muss jetzt nicht zwingend probeweise einer Geheimloge beitreten um erleuchtet zu werden, oder so ähnlich ...

 

Hier ist auch aufgeführt, wie ich plötzlich feststellte, dass mein bisheriges Leben mich wohl irgendwann von links überholt haben musste, durchgekaut und dann irgendwie an die Leitplanke gespuckt hatte. Das war eine Folge des Zeitgeistes, den ich in meiner Naivität brutal unterschätzt hatte - in seinem Tempo, seinem Wertewandel und seiner massiven Umwälzungskraft. Wir haben heute eine völlig andere Welt vor uns, als sie es noch in der Jahrtausendwende war!Ich behandele hier, manchmal komisch, manchmal melancholisch, wie der moderne Zeitgeist es versteht sogar an Gott und dem Glauben zu nagen. Und ich hoffe damit Mut zu machen!

Mut zu haben dran zu bleiben, wenn man wirklich sucht!

Mut zu haben man selber zu bleiben, wenn man sich so mag, wie man eben geworden ist!

Mut zu haben nicht auf den Zeitgeist aufzuspringen, wenn er einem in den Werten weh tut!

Mut zu haben sich frei auszudrücken und nach Gefährten zu suchen!

Mut zu haben etwas Neues zu wagen!

Mut zu haben dennoch und gerade trotzdem unerbittlich zu glauben!

 

Zugrundeliegende Erfahrung

Die Sinnsuche nach den großen Antworten und den großen Zusammenhängen ist ja fast jedem denkenden Menschen zu eigen und überfällt ihn manchmal mit schubhafter Intensität. Bei mir war diese Suche irgendwie im Basisprogramm codiert und schon als kleines Würmchen machte ich mir (viel zu viele?) Gedanken über Sinn, Unsinn und Außersinnliches. Tja, und wer fragt, der kriegt eben auch Antworten - oder eben keine Antworten. Und baut sich dann halt selber welche. Ich bin also ausgewiesener Fachmann in Sachen Antworten.
Gut, streichen wir das *GRMPF*. Aber ich bin Fachmann in Sachen Fragen. Auf dass ich ein wenig schlauer sterbe, als ich mal hier angeliefert worden bin ...

 

Käufergruppe

Frauen, Männer und Jugendliche ab 13 Jahren. Menschen, die gerne alles ganz genau wissen würden. Menschen mit einer Affinität zu Comedy oder schwarzem Humor und auch Querdenker. Denker, Spiritisten, Esoteriker, Nonnen, Messdiener,  Jedermann und natürlich Erleuchtete: solche die es werden wollen und solche, die sich schon dafür halten.

 

Stilmittel

        Ich habe mich sowohl um gute Diktion, als auch um ein gerüttelt Maß an wohlklingenden Fremdwörtern bemüht. Außerdem um jeweils                     möglichst detailgetreue Wiedergabe des Erlebten, Erkannten und Gelernten. Natürlich auch um komische Selbstkritik und jede Menge                         Wortwitz. Möge der darinnen wohnende Humor die Inquisiteure etwas milder stimmen.
Wie ich hier sonderbarerweise auf die allgegenwärtige, allmächtige Erbse gekommen bin, erklärt sich über die verschiedenen Episoden und entwickelt sich rasch zum gelungenen "running Gag". Es fällt dem Leser sicherlich leicht sich auch mal an die Erbse zu fassen und mit einem Grinsen an seine eigene esoterische heiße Luft zu denken ...
 

Essenz

Da ist irgendwas. Was Großes. Hoffentlich. Jedenfalls ist es still, sehr viel stiller als unsere Gedanken das so akut toll finden könnten. In der Ruhe liegt nicht nur die Kraft. Unter dem Strom der ständig dahinbrausenden Gedanken und Emotionen liegt etwas ganz anderes, als man vermutet.

Lasst uns doch tauchen gehen ...

LESEPROBE

 

Einleitung               

 

Das kennt Ihr ja sicherlich auch: man hat einen Höllenritt hingelegt, ist glücklich endlich leicht verschlissen irgendwo angekommen, und seufzt erleichtert bis genervt: „Da könnte ich jetzt echt ein Buch drüber schreiben …!“ Ich hab’s wirklich gemacht. Mein Höllenritt hatte ca. 40 Jahre lang gedauert, also habe ich tatsächlich auch ein bisschen was drüber zu erzählen. Immerhin habe ich unterwegs ja nicht geschlafen. Jedenfalls nicht die ganze Zeit.

Dies ist die Geschichte meiner Suche nach Sinn, nach Gott und nach mir. Nach vierzig Jahren, schreibt sich das jetzt so leicht hin. Was ich mal gesucht hatte, war ja nun nicht das, was ich dann gefunden habe! Ich war mal ausgezogen, um Sinn zu suchen und stützte mich dabei praktikabler Weise auf die Existenz einer sinnstiftenden Entität. Und da fiel mir eben nichts besseres ein, als Gott. Zumal diese ganze Geschichte, inklusive der Bibel und dem ganzen Getue der Kirche, doch großen Erklärungsbedarf aufwies. Selbst für einen so kleinen Wurm wie der, der ich damals war, als ich loszog um Gott zu finden.

Hier ist in ziemlich komischer und sehr selbstkritischer Art meine Suche und mein vielfacher Irrweg beschrieben. Weil jeder ja seinen eigenen Weg einschlägt, um Gott, Sinn oder was-auch-immer zu finden, fand ich die Idee amüsant es mal aufzuschreiben. Ähnlichkeiten und gleiche Denkfehler gibt es bestimmt zu Hauff – und wer weiß: vielleicht enthält die Schilderung ja die eine oder andere Abkürzung für manchen Mitreisenden …? Immerhin muss man ja nun nicht jeden Fehler zwingend selber machen!

 

Es klingt manchmal fast, als hätte ich mir morgens entschlossen meinen Heiligenschein aufgesetzt und wäre dann losgezogen, um mein Tageslimit von ca. ein bis zwei Erweckungen durchzuziehen. Nicht, dass ich nicht davon geträumt hätte! Aber ich gehörte wirklich nicht zu der Art von Leuten, denen man erzählte, dass die Waschmaschine schon wieder verrückt spiele und der dann als Antwort gab: „Eine Waschmaschine ist wie ein Mensch – von Gott gemacht … Apropos: Wann hast Du eigentlich das letzte Mal gebetet?!“ Nicht, dass ich nicht in Versuchung gewesen wäre, aber ich hatte mich im Griff. Meistens. Wie viele andere, die von Schüben der Spontanerleuchtung heimgesucht werden, hatte auch ich zeitweise einen natürlichen Hang zum Predigen. Der rührte allerdings auch daher, dass ich mich in meiner Erleuchtung auf wundersame Weise erhaben und gleichsam auch enthoben fühlte. Außerdem spürte auch ich die in diesem Geschäft weit verbreitete Verantwortung diesen selbst erlebten Segen rasch, und möglichst breit gestreut, unter den nach Erlösung Dürstenden zu verteilen. Eine wirklich ärgerliche Nebenwirkung der Erweckungsbranche.

Zumeist ging es mir aber eigentlich nur darum mit dem Rest von Gottes Kindern in einen vitalen, erinnernden Kontakt zu treten, wer wir eigentlich alle wirklich waren. Und dass das doch nun endlich mal eine echt gute Nachricht bedeutete! Zu meiner Überraschung, an der ich den Leser hier lebendig teilhaben lasse, gestaltete sich das aber ziemlich schwierig bis unmöglich. Wo ich mit meiner jeweiligen Erleuchtungs-Theorie dann immer landete ist hier ausführlich niedergelegt. Manchmal fühlte ich mich, Euch kann ich es ja ruhig anvertrauen, wie eine entfernte Nachkommin von Maria Magdalena. Wie Eine, die ebenfalls als „Undercover-Apostel“ arbeitete und die ungebrochen und standhaft wie ein kleiner Zinnsoldat ihr Nicci-Evangelium [Nic] unter die Ohren der schlafenden Welt zu bringen versuchte. Wohlgemerkt: versuchte.

 

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Fragen an die Kirche oder „Hol’s die Erbse!“

 

Es kam irgendwann der Tag, da begann ich mich kindlichen metaphysischen Betrachtungen hinzugeben und mich zu fragen, wie eigentlich alles in der Welt zusammenhing, warum wir überhaupt hier waren, was das alles sollte - und was der Sinn von allem war.

Wusste leider keiner.

Also traf ich zwangsläufig auf unserem Dorf auf die aktive Kirche und ihre heilige Bibel. Und bis in die Kindergruppe des Gemeindehauses war es schon ein weiter Umweg gewesen - in einer Familie voller Atheisten, längst aus der Kirche ausgetretener Protestanten und bekennender Agnostiker. Als ich da trotzdem irgendwann angekommen war, griff die Verwirrung erst richtig durch!

 

Da war also dieser Gott! Der war irgendwo „da oben“, nichts genaues wusste keiner darüber. Hatte man auch nie persönlich gesehen, den Knecht. Der schaffte seiner Menschheit nur immer per göttlichem Dekret drohend – ganz nach Belieben – irgendwas an. Wenn man Glück hatte, traf man auf einen seiner Postboten: einen Engel. In meinem weiteren Bekanntenkreis war das aber noch nie vorgekommen.

 

Und dann war da diese Jungfrau! Das war so Eine, die zwar keinen Sex praktizierte, es aber trotzdem fertig gebracht hatte, von nix schwanger zu werden! Das allein widersprach ja mal wieder allem, was man mich in den letzten Jahren zu glauben gelehrt hatte! Den Storch, so hatte man mir versichert, gäbe es genauso wenig wie den Osterhasen und die Demokratie. Die ganze Chose habe ganz allein handfeste biologische Ursachen, basta. Na, toll – und wie hatte Maria das dann bitte geschafft - vollkommen ohne diese ganze zwingende Biologie?! Ich war geneigt an die eben erst kennengelernte Luftbestäubung zu glauben, wurde aber darüber illuminiert, dass Maria zwar eine Rose, aber dennoch keine Blume sei! Wie jetzt … „Na, es war ein Wunder eben!“, das war die einzige Antwort zu der sich dann noch mal jemand herabließ. Na, ganz prima, die hielten mich hier scheinbar alle für doof wie Erbse …?!

 

Und dann war da dieser Christus! Der hatte 29 Wunder gewirkt, hellsehen gehörte leider offenbar nicht dazu. Denn obwohl er beim letzten Dinner unkte, dass einer von seinen leutseligen Kumpels ihn demnächst übers Messer barbieren würde, nannte er weder Namen, noch sprach er ein deutliches „Lakkamukko, wir verstehen uns, Bruder!“ aus. Er trabte doof nach Jerusalem und ließ sich dann prompt auch noch in Golgota kreuzigen. Quelle surprise. Ich fand, Jesus sei ein ausgemachter Trottel gewesen, wenn er doch gewusst hatte, was ihm da blühen würde! Das durfte ich so aber nicht aussprechen, nicht mal denken, denn Jesus sei auch für mich gekreuzigt, gestorben und begraben worden! Und ich obstinatsche Blage solle dankbar dafür sein und hier nicht so renitent herum plärren! Jesus hatte auch meine Schuld, wie die der ganzen Welt, auf sich genommen - und mich mit allen Menschen damit für immer - von allen Sünden erlöst! Das sei ein Grund zum jubilieren und ganz sicher keiner um hier blöde Theorien über Jesus Geisteszustand aufzustellen!

 

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Fragen an die Erbsen-Bücher

 

Also wandte ich mich irgendwann notgedrungen dem gedruckten Wort zu und als erstes erschlug mich mal die geballte Wucht. Damals ahnte ich es noch nicht: Beim Buch fängt es an, dann machst Du auch schon bald Deinen ersten Workshop, wo Du umgehend auf lauter selbst ernannte Meister triffst. Und in deren Bugwelle dann die ganzen verkappten Erleuchteten, die sich gegenseitig ununterbrochen mit ihren Offenbarungen voll faselten …

Ich erinnere mich genau, wie ich zum ersten Mal in einem esoterischen Buchladen stand und diskret gegen die Sandelholzschwaden hüstelte. Ein klimperndes Glockenspiel begleitete mein Eintreten und eine gebatikte Gestalt wehte in einer Wolke aus Wohlwollen auf mich zu. Das Angebot in diesem Laden machte mich schlagartig schwach. Und lange starrte ich unschlüssig auf einen plätschernden Zimmerbrunnen, auf dem eine große rosafarbene Steinkugel rotierte. Ich hielt sie probeweise an. Natürlich sah ich in diesem Moment erst das eigentlich unübersehbare Schild: „Bitte nicht anhalten!!“ Mist. Natürlich drehte sie sich nicht weiter. In dem Moment, als meine wissenschaftliche Neugier die Kugel schließlich abnahm, materialisierte sich die Gebatikte plötzlich geräuschlos neben mir. „Oh“, sagte sie mit leichtem Missfallen „Wir wollen doch wohl aber nicht das Pfengtschui zerstören ...!?“ Ich händigte ihr hastig die nasse Kugel und legte einem leicht überstürzten Abgang hin.

Diese Schlappe nagte an mir wie ein Wurm und grimmig entschlossen wagte ich einen erneuten Anlauf. Ich beobachtete dann unauffällig, wie ein Kunde mit routiniertem Griff ein bestimmtes Buch aus dem Regal zerrte und darin zu blättern begann. Als er es schließlich zurück schob, wanderte ich los und zog es rein zufällig wieder heraus. „Wege zur Erfüllung“. Klang doch schon mal gut! Auf dem Bild war ein Äskulapstab abgebildet, aus dem ein Schmetterling entstieg. Oh, tiefe Symbolik, ich war schon erleuchtet, denn ich verstand: Es ging hier um Verwandlung! Der Buchrücken kündete von absolut unumkehrbaren und einschneidenden Veränderungen, die all jenen bevorstünden, die diesen bisher überaus geheim gehaltenen Buchinhalt genössen. Hier also endlich war mein Pfad zur Erleuchtung, mit diesem Buch hätte all meine Plage ein Ende! Ich nahm es und fühlte mich schon fast erleuchtet. Das Buch machte mir viel Freude, auch noch in den kommenden Jahren. Die Euphorie hatte dann zwar irgendwann nachgelassen - vielleicht hätte ich es auch einfach nur mal lesen sollen …? Ich kam aber irgendwie nie dazu.

 

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Die Meister der Erbsen

 

 Heilsteine

 

Ich machte mich also auf, um endlich professionelle Hilfe zu suchen.

Mein „innerer Führer“ ließ mich auf Yaldha treffen und wir besuchten eine ihrer Vorstellungen für Heilsteine. Sie saß milde lächelnd auf dem lila Teppich und legte auf einem gelben Tuch eine Spirale verschiedener Steine aus. Das mache ihr Spaß so „zusammen mit den Steinen zu arbeiten“, sagte sie glücklich und etwas angestrengt um Kommunikation bemüht. Dieses berufsmäßige milde Lächeln traf ich später auch bei all den anderen selbst ernannten Meistern serienmäßig. Es kam dann niemand mehr, und so begann sie, verspätet, und mit der Erklärung, dass es eben einfach Fügung sei, dass wir nur zu dritt seien heute! Ich persönlich hatte den Eindruck, es war in erster Linie schlechtes Marketing, aber bleiben wir mal ausnahmsweise auch bei den Tatsachen. Später stellte ich übrigens fest, dass die „allmächtige, unverstehbare Fügung“ das esoterische Pendant für das biblische Wunder“ war, aber hacken wir jetzt darauf nun nicht auch noch herum ...

 

Sie bat uns also einen Stein auszusuchen und ich erwählte den hässlichsten, kleinsten, schwärzesten und schrumpeligsten. Einen Meteoriten, wie sie mich milde lächelnd aufklärte ... Erstaunlich mal wieder! Wir legten uns dann nieder zur Meditation mit dem Stein". Er würde uns jetzt nämlich was wichtiges sagen! Etwas benusselt hockten nach dem Wiederankommen im Räucherstäbchen-Qualm und sollten erzählen, was wir denn so erlebt hatten – so im intimen Gespräch mit dem Heilstein. Jetzt waren da meinerseits einige Probleme zu lösen gewesen, die spirituelle Ergüsse etwas blockiert zu haben schienen. Zum Beispiel: Wie reden eigentlich Steine?! Woher weiß man, dass er was gesagt hatte?! Die Antwort verhüllte, wie üblich an dieser Stelle, mehr als sie preisgab: Das wisse man dann schon ganz intuitiv! Na, prima.

Max erzählte dann später aufgeregt, dass der Mahagoni-Obsidian den er erwählt hatte – falsch, der IHN erwählt hatte! – „Oh, Pardon!“, jedenfalls habe der ihm irgendwas hoch-notwichtiges von Indianern erzählt! Na, super - da sollte der sich einmal konzentrieren, und dann guckte er sich ‘nen Western an! Er könne ja auch nichts dafür, jammerte er später mal wieder schwerst opferartig, es sei halt einfach so gewesen, und der doofe Stein hätte allein die Schuld an dem Schlamassel gehabt! Natürlich. Eigentlich ein Erbsencarneol ...

 

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Heute auf der Karte: Falsche Erbse

 

Ich denke, ich sollte nicht unerwähnt lassen wie es zu meiner ziemlich spontanen Entleuchtung gekommen war. Euch kann ich es ja sagen, aber veritable Zweifel hatte ich ja nun wirklich schon länger gehabt! Dass jedes Buch zu einem Thema dem darauf folgenden stets(!) einen sinnhaften Tritt in den Hintern verpasste, hatte mich schwer verstört. Was war denn zum Beispiel mal mit einer Art von Wahrheit? Eine, die vielleicht mal für alle Autoren galt?! Mir war es hier ja letztlich völlig egal, ob die Elfe sich nun ihre Erkennungsblume auf den Kopf oder um den Hintern geschnallt hatte ... Aber dann lesen zu müssen, dass Elfen todsicher immer fast durchsichtig seien und überhaupt nie irgendwelche Blumen trugen, machte mich dann fertig. Denn jeder von den Autoren hatte sie ja in echt gesehen… ! Erst sehr viel später wurde mir zugänglich, dass es für diese Form des paranoiden Erlebens in der geschlossenen Anstalt auch ganz schnell mal 5mg Haldol geben konnte …

 

Dazu kam schon die bloße Vielzahl, und insbesondere die Unübersichtlichkeit, der angebotenen, unbewiesenen und allesamt intensiv kostenpflichtigen Heilwege. Der Gott, den ich so kannte, hatte sich unmissverständlich im kategorischen Imperativ und ohne jeglichen esoterischen Pipapo ausgedrückt - Jesus übrigens später dann auch. Zack – Splitter, zack – Auge! Bums, aus, fertig. Nix von wegen Chakren-Reißverschluss, Meditieren mit der Heilsteinspirale oder irgendwelches unaufgearbeitetes Karma aus einer verkorksten Re-Inkarnation …! Keiner von beiden hatte je auch nur den Hauch eines Kultes um Riten und Zubehör betrieben. Alleinig übernommen hatten die jeweiligen Inhaber einer Glaubensrichtung den in der Bibel stark befeuerten Personenkult. Dieser wurde non-verbal, mit einem spirituellen Augenzwinkern (merke: Humor muss sein!), nicht selten als eine über-konfessionelle Glaubensgemeinschaft, sprich: Kirche, kommuniziert. Aus der Reihe: „Glaub es, oder bleib eben doof … Du Erbse!“

 

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Metaphysik meets Erbse

 

Ich war keinen Schritt weitergekommen und hatte den schmerzhaften Eindruck schwerst versenkter Zeit und Energie. Da hatte doch noch irgendwer oder irgendwas, ein mildes Erbarmen und offenbarte mir, auf heute längst vergessenen Wegen, eine wichtige Information:

 

„Stell Dir vor Gott ist jung, eine Frau – und auf Deiner Seite!“

 Wau.

 

Fast sofort änderte sich für immer mein maskulin-zentriertes Weltbild mit dem altväterlichen Walla-Walla-Rauschebart-Gott. Genau, die ganze Chose sähe nämlich mal ganz anders aus, wenn Gott eine Frau wäre – jung, UND dazu auch noch auf meiner Seite! Diese Erkenntnis tat mir so gut, wie keine getrommelte Traumreise mit Heilstein-Tee und Sternenkinder-Essenz es je vermocht hätte. Die unüberbrückbare Distanz zwischen mir und Gott verschob sich auf ein überschaubareres biologisches Gleichgewicht, verlor den patriarchalischen und ältlichen Unterton und hob mich in eine ungefähre Ebene der Gleichwertigkeit. Auf diesem Niveau ließ sich nun tatsächlich auch ein angstloses „Gespräch“ führen. Eine junge Frau würde mich eindeutig besser verstehen können, als ein alter Mann!

 

Wenn man da allerdings dranblieb, stieß man auch schon bald wieder auf neue Probleme. Gott als junge Frau war im Endeffekt nämlich genauso ungegenständlich wie Gott als alter Mann. Die ganze Alters- und Geschlechterfrage störte durchgehend massiv, weil sie Gott vermenschlichte, ohne mir damit aber ihn oder sie irgendwie näher zu bringen. Es wurde eher immer abstrakter. Wieso und wozu genau sollte Gott überhaupt ein Geschlecht haben?! Er oder sie hatte doch gar keinen irdischen Körper und brauchte daher weißgott (haha) auch keine Geschlechtshormone. So ging es doch nicht!!!

 

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Freier Wille?!

 

Es war irgendwann leider offensichtlich: Obwohl ich mich wirklich angestrengt hatte, war meine Erlösung und mein Segen leider nicht im Konsum zu finden gewesen. Tatsächlich hatte all das eher noch merklich meine Verwirrung gesteigert. Ich kehrte mich also resigniert wieder vom Konsum ab und dachte gefrustet: „Immerhin:  Was ich verpasse, das muss ich nicht auch noch aushalten …“

Außerdem stellte ich fest, dass man mit Gott nicht so einfach Schluss machen konnte. Das einzige, was wir in diesem Sinne zur Verfügung hatten, war der sogenannte Freie Wille. Und der war im Prinzip so frei, wie die Entscheidung aufs Klo gehen zu wollen, oder eben nicht mehr aufs Klo gehen zu wollen. Ich hatte verstanden, dass ich und auch sonst keiner, aus der Schöpfung entkommen konnte, wir hingen alle gleichermaßen mit drin! Das Einzige, was wir frei entscheiden konnten, war die Bejahung unserer wahren Natur als Gottessohn. Oder wir entschlossen uns eben für die Verneinung unserer wahren Natur als Gottessohn. Diese „Wahl“ war ihrer Natur nach schon völlig irre, denn es gab diese Option ja gar nicht wirklich. Es wäre so, als wenn das Nashorn sich frei entschiede, dass es keine Nashörner gäbe, weil Nashörner einfach doof seien. Ein Super-Deal, so im Großen und Ganzen, die Sache mit dem Freien Willen.

 

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Alles Erbse, äh: Gott!

 

Ich war jetzt einfach, auch mangels anderer Verlautbarungen, mehr als bereit zu glauben, ich sei von nichts, als von Gott umgeben und das aus gutem Grund, Erbseee!!! Es war ja nun wenigstens endlich mal wieder mal der Ansatz einer positiven spirituellen Perspektive. Tja, dann war die Welt eben einfach ein unglaublicher, zumeist bis zur Unkenntlichkeit verkleideter Jeckenhaufen im Doppelblindversuch, mir doch egal! In der Folge dieser Erkenntnis verhielt ich mich ungefiltert in der Gegenwart aller menschlichen Lebensform, als wäre soeben Gott höchstpersönlich zur Tür reingekommen. Gott in Verkleidung eben. Und dummerweise auch in dement, aber egal jetzt! Es war eben einfach Vorsehung. Musste man dann irgendwie mit klar kommen. Aber das Leben ist nun mal kein Ponyhof, sondern ein räudiges Erbsenfeld! Ich beschloss fortan nur noch nach James Dean‘s Motto zu leben: „Denn sie wissen nicht, was sie tun“. Klar, wie denn auch: in völlig dement! Aber die gute Nachricht war: Die meinten das ja alle gar nicht böse! Die wussten das eben nur einfach gerade nun mal nicht besser! Das war auch alles überhaupt nicht persönlich gemeint. Das war einfach, naja, ausnahmsweise eben gerade mal ganz dumm gelaufen … Kann ja mal passieren. Aber jetzt war ich ja da! Jesus ungelerntes Lichtdouble ohne göttliche Lobby auf Hartz4 …! Amen. Oder besser: Erbse!

 

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