Inhaltsverzeichnis
Definition
Gewalt in der Vorzeit
Gewalt heute
Beziehungs-Gewalt seitens Männer
Beziehungs-Gewalt seitens Frauen
Männlichkeit
Überlegungen zum Zeitgeist
WASCHZETTEL
Anliegen
Man muss nicht politisch aktiv in der Frauenbewegung sein, um zweifelsfrei zu erkennen, dass Gewalt gegen Frauen auf einem absoluten Höhepunkt ist: 142.000 Frauen werden jährlich zuhause von ihren Männern misshandelt. Das sind jedenfalls die, die wir kennen - die Dunkelziffer muss ungleich riesengroß sein.
Aber das ist nicht das Ende der traurigen Fahnenstange, denn immer mehr Gewalt wird auch gegen Männer zuhause angewendet. 21,4% aller gemeldeten Gewaltaten richten sich heute schon gegen Männer. Das sind jedenfalls, die die wir kennen - und wir wissen bereits, dass Männer über solche Vorkommnisse die Kiemen nicht aufbringen. Die Dunkelziffer muss also ...
Ich finde, dass Gewalt an dem einzigen Ort, an dem wir uns sicher fühlen können - zuhause - nicht sein darf!
Und ich finde das Tabu über der Gewalt gegen Männer muss gebrochen werden - um diesen Männern zu helfen.
Zugrunde liegende Erfahrung
Im März 1995 lag ich in Hamburg Eppendorf ein paar Wochen auf der Gesichtschirurgie ("Ach, machen Sie sich keine Sorgen! Wir machen hier aus Matsch wieder Gesichter!") weil mein Ex-Verlobter kurz mal in einem Drogen-/ Alkohlrausch die Fassung verloren hatte. Eigentlich wollte er mich noch umgebracht haben, er war dann aber in seinem Rausch wohl irgendwie davon abgekommen ... Durch dieses Vorkommnis wurde ich zur Expertin für Persönlichkeitsstörungen und Gewalt in der Beziehung.
Käufergruppe
Alle Menschen, die sozial agieren. Gewalt geht jeden an. Gewalt nimmt zu. Gegen Gewalt muss man etwas tun.
Essenz
Gewalt ist scheiße! Gewalt nimmt zu! Gewalt ist überall!
Jetzt kloppen auch noch die Frauen auf ihre Partner ein ... geht es noch?!
Ich persönlich ziehe die Essenz daraus, dass scheinbar noch niemand weiß, warum die Frauen plötzlich (?!) so aggressiv sind - und ich das gerne wissen möchte - und irgendwas tun will!
LESEPROBE
Gewalt in der Vorzeit
Ich habe mir Gedanken gemacht, unnötig vielleicht, weil: Ich war ja auch nicht dabei damals … Aber ich fragte mich, wie gewaltvoll wohl unsere Ahnen in Stein-, Kreide-, und Bronzezeit zueinander waren …? Man hat schon einige von ihnen gefunden, aber soweit ich weiß, niemanden, der einen eingeschlagenen Schädel oder so was hatte. Der Steini hat garantiert nicht grunzend am Feuer gesessen und gewaltfrei debattiert, dennoch habe ich den verschwommenen Eindruck, dass man sich damals nicht gleich immer gegenseitig ans Leder gegangen ist - wenn man wohl nicht gerade tätlich angegriffen wurde. Das lag sicherlich auch daran, dass man das Leben zu schätzen wusste, als man inmitten von lauter Gefahren lebte, und jederzeit das Lunch von einem Säbelzahntiger oder das Opfer eines Unwetters oder einer fiesen, unbekannten Beere werden konnte ... Außerdem gab es unheimlich viele Ressourcen, bei unheimlich wenig Mitstreitern, und unheimlich viel Platz - man ging sich also auch in verschiedenen Stämmen nicht auf die Nerven, wenn man das nicht wollte. Das heißt, die typischen, heute tragenden Motive für Raub, Gewalt und Mord, griffen da noch gar nicht: Besitzgier, Neid, Hass, Eifersucht und Konkurrenz ... Außerdem gab es da ja nun auch nichts, das man beneiden hätte können. Wer ein neues Fell wollte, der holte sich halt kurz eines … Und wer ‘ne neue Pfeilspitze brauchte, hat sich eben eine aus dem nächsten schicken Stein rausgekloppt ... Der einzige Artikel, der wohl zu Kämpfen geführt hat, waren möglicherweise Frauen. Wenn einem Stamm, wegen einem Brand oder einer tückischen Seuche, alle Frauen weggestorben waren, musste man ja irgendwie für Nachschub sorgen, damit der Stamm – und damit das eigene Überleben – gesichert war … Denn ohne seine Rotte war man einfach nur Futter! Und über das Abwerben von Frauen wird man sich dann wohl sicherlich nicht bei einer kleinen Konferenz mit Mammutfondue am Lagerfeuer drüber unterhalten haben …
Ich habe einfach die Idee, dass die Vormenschen weitaus „kultivierter“ und friedvoller waren als wir es heute sind. Das lag zum einen wahrscheinlich auch daran, dass sie noch dachten und rechneten wie Säugetiere. Beutetiere rechnen ja immer rein biologisch nach dem „negativen Energie-Erhaltungssatz“: „Energie, die ich jetzt verballere, ist Energie, die dann weg ist! Energie, die weg ist, ist möglicherweise dann genau die Energie, die ich gleich zur Flucht brauchen könnte! Also nicht machen! Selbst die kindlichen Spiele von Säugetieren imitieren Kämpfe, und üben lebenswichtige Fertigkeiten wie Wegrennen, Abtauchen, Antäuschen und Angreifen - auch diese Energie ist also nicht verloren. Solche Beutetiere wissen immer: Jeder Kampf, jede Bewegung kostet Energie! Und jeder Kampf kann auch schnell mal der letzte sein - also nicht machen! Alle Beutetiere haben daher fast immer den Kodex „Leben und leben lassen“. Ein Reh würde niemals einen Dachs angreifen und eine Kuh niemals eine Katze … Und ich glaube, die Steini‘s waren gedanklich noch sehr wie Tiere, sie waren im Kern gelassen, sie dachten nicht viel nach, sie nahmen das Leben, wie es eben kam. Und ihnen fehlte garantiert gedanklich die Komplexität für Aggression, Neid und Eifersucht – auch weil ganz bestimmt das Ego entwicklungspsychologisch noch gar nicht in ihnen angelegt war. Solche Wesen waren dann auch nicht aggressiv und nicht per se gewaltvoll – sie waren in erster Linie instinktiv. Das ist meine ganz persönliche Meinung.
Der Älteste, den wir von unseren Vorfahren nach dieser Zeit fanden, war dann der „Ötzi“, und der hatte dann auch schon, mitten in den Alpen, einen Pfeil zwischen den Schulterblättern stecken! Also muss sich die Gewalt dann potenziell gesteigert haben, denn alles, was wir noch weiter von unseren Vorfahren fanden, zeigte ja immer viel Gewalt. Das fängt schon im ach-so-kultivierten Ägypten an, wo in den Pyramiden lauter ermordete Mumien liegen, von Nofretete über Tut-Anch-Amun - nur Mord und Totschlag! Und was wir sonst noch so ausheben, ist häufig im Massengrab, geschändet, geköpft, erschlagen … Es ging ordentlich zur Sache damals! Eine Raumforderung beinhaltete sicherlich auch die Auslöschung aller dahin bisher sich friedlich aufhaltenden … das hat ja selbst Hitler nicht anders gemacht. Ein Kollateralschaden wahrscheinlich. Und das finde ich umso erstaunlicher, denn man hatte ja schon bald eine Sprache, und konnte sich irgendwie zur Kenntnis bringen?! Tatsächlich was das Mittelalter garantiert um ein Vielfaches aggressiver als die Kreidezeit.
Überall herrscht Zweifel, dass wir uns heute zu einer immer friedfertigeren Gesellschaft entwickelt haben sollen ...?! Untersuchungen zeigen, dass es in europäischen Ländern seit dem Mittelalter einen deutlichen Rückgang an Morden gibt. Angeblich. Allerdings lässt der Vergleich der Strafverfolgung über die Jahrhunderte wohl kaum wirklich belastbare Zahlen zu! Die Anzeigebereitschaft und Dokumentation im Mittelalter war ganz anders, ganze Städte brannten immer wieder ab, jeder Regent forderte eine andere Handhabung in der Amtsführung und Dokumentation ... Und die Frage stellt sich: Wie lückenlos und wahrhaftig haben sich die handgeschriebenen, papierenen Informationen, ohne jede Quellensicherung, innerhalb der letzten 800 Jahren wohl erhalten …?! Die Rechtfertigung von Notwehr und persönlicher Gefahr war ja ganz anders. Die Ethik darüber, was „Gewalt“ darstellte war völlig verschieden. Und die Vorstellungen von Ehre und Männlichkeit haben sich total verändert – und damit auch die Motive, die Definition und die sittliche Grenze für Gewalt. Kein Mensch kann also rechtsfest das Mittelalter mit der Neuzeit vergleichen!
Und: was soll das auch?! In der damaligen Zeit waren die meisten Menschen bitterarm und wurden schon jung von Thyphus, Cholera, Syphillis und Pest dahingerafft – wenn sie nicht verbrannten, erfroren oder verhungerten. Oder von Plünderern oder Räubern erschlagen wurden. Und die paar Großkopferten, die da ungehemmt auf deren Kosten auf den Schlössern hurten und schlemmten, waren wahrscheinlich gewaltvoller als alles, was da unten rumstolperte! Wir wissen heute vieles von den Mobbings und Morden der Altvorderen damals!
Eine der prominentesten Geschichten eines mittelalterlichen Mobbing-Mordes liegt dem Märchen von „Schneewittchen“ zugrunde. Im Stadtarchiv von Bad Wildungen liegen ihre Originalbriefe von 1553 ... Das auffallend schöne Adelsfräulein Margaretha von Waldeck sollte nämlich am Hof in Brüssel verheiratet werden. Doch hatte sie leider eine Liason mit Kronprinz Philip II. von Spanien - der aber seinerseits der alten und hässlichen Kronprinzessin von England versprochen war. Margaretha schrieb darüber nur verklausuliert nach Hause, umso mehr aber über ihren plötzlich labilen Gesundheitszustand. In immer schwächer und fahriger werdender Handschrift, berichtete sie von einem „verblödendem Körper bei überwachem Geist“... Sie ahnte, dass „die böse Stiefmutter mit dem vergifteten Apfel“ eine Adlige mit eigenen Interessen in der Nähe der Prinzessin sein musste. Die von Margaretha klar geschilderten Symptome lassen stark an eine schleichende Vergiftung mit Arsen denken. Im Jahre 1554 am 13. März starb die schöne Jungfrau schließlich im Alter von nur 15 Jahren, von ihrer Leiche ist im Familiengrab jedoch nichts zu finden. Es ist gut denkbar, dass sie irgendwo zusammenbrach, von den zwergenhaften Bergleuten am Fuße des Schlosses aufgenommen wurde, dort schließlich anonym verstarb und auch von ihnen begraben wurde. Der Prinz jedoch fand sie nie mehr wieder …
Gewalt heute
Nur zwischen fünf bis zehn Prozent glauben, dass Morddelikte in Deutschland rückläufig sind. Aber es verwundert ja auch nicht, denn heutzutage sind 85% jeder Unterhaltungssendung auf Mord und Totschlag ausgerichtet, und es gibt fast nur noch Krimis zu sehen. Wer also laufend Morde im Fernsehen konsumiert, ist davon umringt und durchtränkt – und der hat natürlich dann auch den Eindruck, es gebe ziemlich viel davon überall ... oder könnte es zumindest gleich geben.
Die körperliche Gewalt von deutschen Jugendlichen nimmt seit zehn Jahren drastisch ab, sie ist um 54 Prozent zurückgegangen, die lieben Gäste der Frau Merkel allerdings juchzen diese Statistik wieder himmelhoch - und die haben dann ja auch gleich immer gerne ein kleines Messerchen zur Hand. Auch die Suizide sind rückläufig. Gute Nachrichten …?!
Naja, wir hauen uns zwar heute nicht gleich mit der Streitaxt auf den Kopf, aber es gibt ganz andere Formen von Gewalt in der heutigen modernen Welt – und zwar solche, die keiner kommen sieht, und die auch keiner eindämmen kann, wenn sie ihn dann trifft. Amokläufe zum Beispiel gelten heute auch als Ausdruck einer verletzten Männlichkeit. Es wirkt hier der Nachahmungseffekt, der insbesondere durch die Medien stattfindet, und der so zu einem Teil ihrer Strategie wird – was sie mit Terroristen gleichstellt.
Facebook und Twitter erschaffen heute einen völlig neuen Raum, in dem jeder fast anonym und frei agieren kann, ohne Verantwortung zu übernehmen. Das führt auch zu einer erschreckenden Zunahme an politischer Gewalt, wie die bereits an die Siebziger Jahre erinnert! Das Internet ist viele Teilnehmer ein rechtsfreier Raum. Sie sprechen da ungehemmt Dinge aus, die anderswo nicht sagbar sind … siehe „Corona-Leugner“ und „Querdenker“. Alte Sagbarkeitsregeln werden so massiv überschritten, was zur kompletten Enthemmung und zum Wegfall von Respekt und ethischer Grenzen, wie auch jeglicher Benimmgrenzen führt.
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