INHALTSVERZEICHNIS
An wen richtet sich dieses Buch
Kapitel 1 Warum man unter hoher Sensibilität leiden kann
Empathie
Überreaktion
Erwartungen
Ein kleines Inhouse-Spielchen ,
Abgrenzung
Rabattmarken kleben
Intensität
Ekstase
Flow
Retter
Überfrachtung
Büffeltum
Abtauchen
Untertauchen
Entscheidungen
Kritik
Reizlage
Refraktärzeit
Denker
Kapitel 2 Auf der Suche nach den Ursachen
Spiegelneuronen
Volksseele
Kindheit
Systemische Verstrickungen
Original und Fälschung
Traumata
Dopamin
Kapitel 3 AD(H)S – Ein Syndrom der Paradoxe
WHO
Das Ding mit dem „H“
Diagnose
Methylphenitad
Bipolare Störung
Fehldiagnose
Pränataler Schlaganfall
Kapitel 4 Porträt eines ADSlers
Alltagssymptome
Kindheitserinnerungen und Erfahrungsberichte
Kapitel 5 Hochsensibel oder ADHS?!
Underachievement
Frustrationstoleranz
Unaufmerksamkeit
Chaos
Affektlabilität
ADSler sind meistens auch …
Ererbt oder erworben?!
HSP als Steuermechanismus
Kapitel 6 Von der Ekstase zum Burnout
Burnout-Syndrom
Arbeitssucht
Selbstbewusstsein
Absturz!
Fade-out
Enttäuschung
Begeisterung
Typische Burni-Antreiber
Kapitel 7 Mentale Strategien
Paradigmenwechsel
Mein Paradigmenwechsel
Strategien für Reizkontrolle
Strategien für Ressourcenkontrolle
Auflösen von störenden Mechanismen
Reizlandschaft
Beziehungshygiene
Flow als Medizin
Kapitel 8 Hilfe zur Selbstdiagnose
Utah-Kriterien
MBI – Maslach Burnout Inventory nach Maslach & Jackson
Klassische Phasen des Burnout-Prozesses
Anzeichen für eine Reizüberflutung
Erinnerungen an Mathematik
Und lass es nicht wieder fallen …
Pinball
Bekleckert
Aufräumen
Auf den letzten Drücker
Reise-Messie
Bin gleich zurück
Quellenverzeichnis
WASCHZETTEL
Die Intention des Buches besteht darin, Menschen die sich mit ihrer „Überempfindlichkeit“ bisher nur problematisch arrangiert haben, zu versöhnen. Ziel des Buches ist es, eine wirklich ganzheitliche Aufklärung zu betreiben über alles, was mit dem Syndrom „Hochsensibilität“ vergesellschaftet ist (und fälschlicherweise wird). Ich bin der Meinung, dass es die Hochsensibilität nicht ohne das ADHS-Syndrom gibt. Dabei räume ich auch ein Stückweit mit der „Ich-bin-eben-so-wahnsinnig-zartbeaitet“-Mentalität auf, in die sich viele nicht komplett informierte Betroffene gerne einkuscheln. Aber so kommt man nicht wirklich gut zurecht und landet nachweislich oft auch noch im Burnout.
Ich konfrontiere die Leser mit psychologischen, soziologischen, völkischen, neurobiologischen und systemischen Fakten zur Hochsensibilität – und zur ADHS. Ich leiste intensive Versöhnungsarbeit mit der gesellschaftlich stigmatisierten Diagnose ADHS und räume mit falschem Gerede und dummen Vorurteilen gründlich auf. Das Ziel ist es, Betroffenen ein größeres Selbstverständnis und eine stärkere Selbstbestimmung zu ermöglichen.
Zugrundeliegende Erfahrung
Durch meine eigene Prägung als spät-diagnostizierter ADHSler mit Hochsensibilität und durchgemachtem Burnout, bringe ich alles mit, um so ein vielschichtiges Buch zu schreiben. Meine Arbeit als psychologischer Berater und auch als Erfolgstrainer brachten ebenfalls viele wichtige Erkenntnisse. Untermauert wurden diese oft noch kräftig durch das, was ich in den von mir geleitetetn Selbsthilfegruppen dazu dann erlebte. Ich verfestigte meine Beobachtungen und Theorien sowohl an meinen Klienten, als auch in diesen Gruppen, außerdem vielen Gesprächen und Interviews mit Betroffenen.
Auch mir fiel es nämlich anfangs schwer, meinen Adelstitel als „liebes Sensibelchen“, gegen die Chaos-Diagnose ADHS umzutauschen: Was machte das nun aus mir??? Aber genau dieser Paradigmenwechsel war es, der mich schließlich richtig weiterbrachte und freier machte. Das möchte ich unbedingt weitergeben.
Käufergruppe
Frauen und Männer mit mindestens guter Bildung, ab 25 Jahren. Menschen, die vermuten hochsensibel zu sein. Menschen, die befürchten, dass sie eine ADHS haben könnten. Menschen mit einem Burnout, die auf der Suche nach den auslösenden Mechanismen sind. Menschen, die nachweislich hochsensibel sind, oder die eine Diagnose als ADHSler haben - und die dennoch mit ihrem Leben nicht richtig zurechtkommen. Sogenannte „Späterweckte“, die erst in der Lebensmitte von ihrer speziellen Disposition erfuhren.
Stilmittel
Ich bemühe mich, auch hier wieder so zu schreiben, als hörte man mich sprechen. Die heitere, leichte und flüssige Diktion vermittelt auch komplexe und neuartige Zusammenhänge einfach und verständlich. Es geht wie in all meinen Büchern auch hier um Lösungen, Erkenntnisse und Versöhnung. Ich spreche freundlich, aber fest, schnippe jedoch nicht mit Wattebäuschchen, wie es ja oft in der Hochsensiblen-Literatur zu beobachten ist. Was wahr ist, das spreche ich unaufgeregt aus, jedoch ohne dabei unnötig grausam zu werden.
Das Buch arbeitet sich von einer intensiven Skizze des Hochsensiblen mit seinem Denken und Empfinden, über eine Erklärung der ADHS und seiner „klassischen Persönlichkeit“. Ich lasse wieder viele Stimmen Betroffener zu Wort kommen, um ein kompaktes und ganzheitliches Bild anzubieten. Dann stürzt das Geschehen in den Burnout ab, wird aber durch die individuellen Strategien zur Reiz- und Ressourcenkontrolle der namenlosen Stimmen aufgefangen.
Essenz
Im ersten Kapitel beschreibe ich, warum man unter hoher Sensibilität leiden kann und warum andere das nicht verstehen können. Ich beleuchte intensiv die typischen Felder, wo wir gerne mal straucheln, und nehme ein paar massive Denkfehler unter die Lupe.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den vermutlichen und vielfältigen Ursachen einer Hochsensibilität. Ich spanne den Bogen von den Spiegelneuronen bis hin zu traumatisch erworbener Überempfindlichkeit. Sinn des Kapitels ist es, „wirklich hochsensibel“ von „leider eine andere Diagnose“ zu trennen.
Kapitel drei befasst sich dann bereits ausgiebig mit allen Facetten der ADHS, als einem faszinierenden Syndrom der Paradoxe. Ich korrigiere darin die Fehlannahme bezüglich der „Hyperaktivität“, welche hauptsächlich für die schlechte Lobby dieses Syndroms in Deutschland verantwortlich ist. Ich breche hier sogar eine Lanze für den Wirkstoff Methylphenitad, wenn er unter fachärztlicher Aufsicht besonnen verwendet wird. Ich berichtige die durch die Medien nachhaltig zerstörte Akzeptanz von ADHS-Medikamenten, die in Deutschland unter dem Horrornamen „Ritalin“ bei Uninformierten nur als „schwere Drogen“ bekannt sind.
Kapitel vier behandelt, als Original-Stimmen, dann das Porträt eines ADSlers mit all seinen putzigen und anstrengenden Alltagssymptomen, mit teilweise schrägen Kindheitserinnerungen und Erfahrungsberichten aus dem Erwachsenenleben.
Im fünften Kapitel wird dann die
Gretchenfrage erörtert: Hochsensibel oder ADHS?! Ich biete anhand der typischen neurologischen „Ausfälle“ durch ADHS eine Brücke an, die jeder Leser sich entschließen kann zu betreten, oder eben
lieber (noch) nicht. ;-)
Kapitel sechs beschäftigt sich dann mit dem bei „undercover arbeitenden ADHSlern“ scheinbar fast unausweichlichem Burnout in der Lebensmitte. Ich entwickle hier noch eine weitere faszinierende Facette von hochsensiblen ADHSlern: die Burni-Persönlichkeit.
Kapitel sieben kümmert sich
ausschließlich um umsetzbare Lösungen und lässt wieder die namenlosen Stimmen zahlloser Betroffener zu Wort kommen. Sie stellen in kurzen Statements für sie funktionierende mentale Strategien vor
und beschreiben, wie sie störende Mechanismen oft aufzulösen in der Lage sind.
In Kapitel acht gebe ich Hilfe zur Selbstdiagnose. Diese erstrecket sich von wissenschaftlichen Tests über eine Reihe ur-komischer Original-Geschichten von erwachsenen ADHSlern. Hier kann man sich möglicherweise wiedererkennen …
LESEPROBE
Kapitel 1 Warum man unter hoher Sensibilität leiden kann
Ja, normale Menschen können sich eben einfach nicht vorstellen, wie es sich lebt, wenn man so ist wie wir … Da müssen auch die HSPs ganz eindeutig tolerant sein, damit eine Begegnung wirklich gelingen kann. Ich weigere mich auch zu akzeptieren, dass ich irgendwie anders bin, hyperempfindlich oder sogar anstrengend. So sind wir ja gar nicht! Außer manchmal natürlich ;-). Und dieses Außer-manchmal-natürlich ist es auch, was einem die Sensibilität zur Last, sogar auch zum Fluch werden lassen kann! Die anderen sehen ja zumeist immer nur den Segen, den die Gabe zu hoher Sensibilität verleiht. Zumal er ihnen ja selber oft genug zugutekommt …
Empathie
Niemand kann sich so in einen anderen Menschen einfühlen wie eine HSP. Niemand verfügt über eine so hohe intuitive (manchmal fast etwas unheimliche) Voraussicht und echte Empathie wie ein Hochsensibler. Die ungewöhnliche Intensität seiner Teilnahme am Gesagten ist oft fast schon wie ein Eintauchen in die Erlebenswelt des anderen. Dieses löst unnatürliche oder natürliche zwischenmenschliche Grenzen wie von Zauberhand auf und erzeugt echte Intimität, Begegnung und seelische Berührung. Hochsensible schaffen es, dass sich andere mit ihren Erzählungen „endlich einmal vollkommen verstanden und aufgehoben fühlen“. Eine HSP ermöglicht es, dem Gegenüber RAUM zu geben: Raum, sich auszudrücken, sich auszuleben und sich langsam zu entwickeln … in seinem Tempo. Eine ganz und gar ungewöhnliche Gabe in unserer hektischen und oberflächlichen Zeit! Das macht Hochsensible zu gesuchten Ansprechpartnern oder zu Kummerkasten-Tanten und Aushilfs-Doktor-Sommers. Es ziehen sich auch die ortsansässigen Energie-Vampire immer mal wieder gerne eine Nummer, um sich nach Lust und Laune an ihnen vollzusaugen. HSP ist einfach immer für alle Arten von Problemen und Kümmernissen ansprechbar, für fast jeden, fast jederzeit … Außer manchmal natürlich! Dann wird es gruselig, und das ansonsten so von liebevoller Energie gesättigte Umfeld erhält den Eindruck, dass ihr Sensibelchen jetzt scheinbar völlig weggeflippt ist … Für die Umstehenden: völlig spontan ausgetillt und das ohne jeden Anlass! Für HSP: nach langem Leiden, quasi, vollkommen gerechtfertigt und dabei auch schon lange überfällig! Auch im Nachgang herrscht oft völliges Unverständnis auf beiden Seiten: „Ja, warum sagst du denn bitte nichts?!“ contra „Ja, warum merkt ihr denn alle bitte nichts?!“ Diese kleine Szene ergibt schon von alleine jede Menge Gesprächsbedarf …
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Kapitel 2 Auf der Suche nach den Ursachen
Ich scheue mich ehrlich gesagt vor diesem Kapitel, weil ich schließlich etwas für viele sicher als unangenehm, vielleicht sogar als inakzeptabel Empfundenes sagen muss! Denn ich weiß, dass viele Hochsensible sich in ihrer Diagnose HSP schon richtiggehend eingekuschelt haben: „Ich kann halt nicht anders, ich bin eben nun mal hochsensibel!“ Damit müsste ich in diesem Kapitel dann nämlich leider auch ein Stückweit aufräumen … so leid mir das wirklich tut. Mit der Diagnose HSP steht man ungefähr so da, als wäre man blind und versuche gerade einen Elefanten zu erfassen: Man bekommt immer nur ein Stück auf einmal mit, niemals das Ganze. Wenn man mit der Diagnose HSP losrennt, ist diese zumeist relativ spontan und oft nach dem Genuss gewisser Aufklärungsbücher gefällt worden. Man neigt dann zu dem erleichterten Ausruf: „Endlich weiß ich, was mit mir los ist! Endlich hat sich alles erklärt! Und ich bin nicht verrückt!“ Die schlechte Nachricht ist: Daran stimmt leider nur der letzte Satz: Ihr seid garantiert nicht verrückt!
Ich habe lange nachgedacht, wie ich es für euch am besten verpacke. Vor allem damit nicht gleich diejenigen Leser, die von meinen Beobachtungen am meisten profitieren könnten, verärgert dieses Machwerk ins Altpapier werfen. Und ich sag es besser gleich: Mir ist nichts eingefallen! Darum habe ich mich für „den freundlichen Holzhammer“ entschieden. Da weiß man, was man hat, guten Abend! Wir pirschen uns aber ganz vorsichtig heran, versprochen …
Spiegelneuronen
Im Gehirn von hoch entwickelten Säugetieren gibt es etwas, das sich Spiegelneuronen nennt. Man kennt es von Beobachtungen an Affen und in noch viel verfeinerter Form an Menschen. Jedes innere Bild ist in unseren Synapsen als Erregungsmuster gespeichert und kann, wenn es mehrfach benutzt (~ dadurch programmiert) wird, abgerufen werden. Dazu benötigt man jedoch nur immer einen Trigger, um die gesamte Handlung ablaufen zu lassen.
Man stellte dann fest, dass es außerdem eine Art neurobiologischer Resonanz gibt, die eine Handlung rein geistig im Gehirn auslösen kann, wenn man sie nur bei jemandem anders beobachtet. Das Programm, um diese Handlung zu kopieren, läuft also gerade heimlich im Backoffice mit. Das dafür bekannteste Beispiel ist wohl das ansteckende Gähnen… Hier sind die Spiegelneuronen am Werk! Wo bei Affen die Handlung nur einmal beobachtet werden muss, reicht es beim Menschen schon aus, wenn von einer Handlung nur gesprochen wird, um die Spiegelneuronen zu aktivieren. Und das bedeutet: Ein ganz kurzer Augenblick genügt, um eine ganze Intuitionskette auszulösen!
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Kapitel 3 AD(H)S – Ein Syndrom der Paradoxe
ICH habe ganz bestimmt kein ADHS!
Es ist nur …
Oh, guck mal: Ein Eichhörnchen!
AD(H)S – Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom ist immer mal wieder, farbenfroh und grottenfalsch, in aller Munde. In Fachkreisen heißt es so bösartig: „Kevin ist kein Vorname, sondern eine Diagnose, haha …“ Als mehr oder weniger Betroffener dieses Paradoxons ist man einerseits erleichtert, wenn man diagnostisch erwischt wird, und andererseits auch leider sehr aufgewühlt: In diese Schublade will man nicht hineingepresst werden! Zur Rede steht in den Medien zumeist immer Kevin, der eigentlich sehr sympathische, aufgeweckte, aber leider total hyperaktive Zappelphilipp. Der Kevin, der keine zwei Minuten still sitzen kann und der seine Familie bereits bis zur Selbstzerfleischung zermürbt hat. Dieser Kevin, der täglich Leichterdings die ganze Klasse mit seiner Unruhe aufmischt und der zwangsläufig selber stets weit unter seinen Möglichkeiten bleiben muss, weil er ständig mit seinen Impulsen kämpft (~ Underachiever). Ein Kevin, der es gewohnt ist, sich seine Aufmerksamkeit nur noch über negative Kicks zu holen und damit ein permanentes Feld von Chaos, Unruhe und Missempfinden um sich herum erzeugt. Dieser Kevin, der dann per ZDF-Drehbuchanweisung (Vater: Schreikollaps, droht mit Anwalt) „mit Drogen“ zwangsweise ruhiggestellt und so dann endlich für die Gesellschaft unschädlich gemacht wird. Das ist dann der Kevin, der auf dem Höhepunkt des Machwerks, von Drogen titriert, autistisch mit leerem Blick in einer Ecke vor- und zurück pendelt. Alles sehr realistisch. Für ein Horror-C-Movie, ohne jeden wissenschaftlichen Anspruch jedenfalls!
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Das Ding mit dem „H“
Zuerst mal möchte ich bereits mit dem Namen aufräumen: Er ist nämlich falsch! Und wie wir weiter oben schon betrachtet haben, wird er so zur Lüge in der Welt. Und genau das ist hier ja mit Kevin passiert. Der strittige Buchstabe ist das H. Dieser Buchstabe existiert auch nur in einer der deutschen Schreib-/Verständnisweisen. Die Amerikaner nennen diese dopaminerge neuronale Dysfunktion „ADD“ – Attention Defizite Disorder: Aufmerksamkeits-Defizit-Erkrankung. Interessanterweise kennt man das amerikanische Wort Disorder auch noch als: Chaos, Störung, Durcheinander, Unordnung, Befindlichkeitsstörung, Schweinerei, Kollaps.
Oder in diesem Sinne die deutsche Variante: ADS – Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom/Störung. Dabei wollen wir bleiben: ADS. Denn das Hauptproblem, insbesondere bei Erwachsenen, und darum soll es in diesem Buch ja gehen, ist die Unfähigkeit, über die eigene Aufmerksamkeit zu herrschen.
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Kapitel 4 Porträt eines ADSlers
Ich stelle mir vor, dass man sich immer am leichtesten selber wiedererkennt, wenn man sich in eine schon vorgefertigte Matrix einbinden kann. Mir zumindest geht es oft so, dass ich mich gut identifizieren und auch abgrenzen kann, wenn ein nicht bewertetes, nicht qualifiziertes oder sonst irgendwie bereits gewichtetes Schema als Angebot zur Verfügung steht. In diesem kann ich mich nach Belieben suchen, hineinaddieren oder modifizieren: „Das hab ich nicht!“, und: „Das kenne ich aber auch!“ Der Vorteil dieser Methode besteht auch in der Leichtigkeit des Akzeptierens und Verstehens, weil auf diese Art schnell Bilder entstehen, die dann auf eine ganzheitliche Weise verarbeitet werden können. Wenn man an einem anderen Menschen sieht, wie es ihm mit etwas geht und wie er darauf reagiert, findet man oft einen besseren Zugang zu sich selber. Ich glaube, das liegt auch mit daran, dass man am Anfang dissoziiert (~ in Sicherheit) ist und von außen auf das Bild blickt. Dann erst öffnet man, ganz nach Bedarf, nach und nach die innerlichen Türen und lässt die möglicherweise ausgelösten Emotionen an sich heran … Somit wird auch etwas sehr Lernbehinderndes ausgeschaltet: Niemand fühlt sich belehrt, doktriniert oder zu einer Reaktion manipuliert – und geht dann eventuell zuerst in die Abwehr und dann aus dem Kontakt. Auf Grundlage dieser Idee habe ich viele Interviews mit Betroffenen ausgewertet. Auch Diskussionen aus Selbsthilfegruppen bilden die Basis, viele Gespräche mit anderen ADSlern und meine eigenen Erfahrungen. All das habe ich so aufbereitet, als erzähle uns eine erfundene Person von sich selber. Sie ist der Querschnitt vieler erwachsener und ansonsten scheinbar völlig gesunder ADS-Persönlichkeiten aus Deutschland.
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Alltagssymptome
Mein Alltag ist gekennzeichnet von einem Mix aus Ordnung und Chaos zugleich. Das Chaos habe ich nicht unter Kontrolle, die Ordnung muss ich sehr mühsam nachlagern.
Ich habe oft das Gefühl, ich lebte total unter Zeitmangel, gehetzt und unter einem mysteriösen Ereignisdruck. Ich hetze auf meinen Wegen, optimiere und plane und renne auf der Überholspur des Lebens herum … Aber ich komme überhaupt niemals irgendwo jemals richtig an!
Mir fällt auf, dass viele Ideen immer schon im Ansatz verrecken, weil ich zwar einen Anfangsimpuls habe, aber eigentlich überhaupt kein echtes Anliegen. Ich weiß nicht, wo ich mit der Idee überhaupt hin will. Und dann kommt eine Hürde und die Sache stirbt sofort … Oder ich verliere unterwegs ganz nebenbei den Zugang, weil ich ja gar kein echtes Ziel hatte.
Ich male gerne. Und ich würde gerne vieles ausprobieren. Aber den Gedanken, eine Leinwand möglicherweise zu versauen, ertrage ich nicht!
Ich nehme mir immer viele Dinge vor, weil sie vernünftig wären, aber ich bin dann nicht in der Lage, sie umzusetzen, weil ich gar nicht mehr daran denken kann! Meine Kaffeemaschine läuft den ganzen Tag, weil irgendetwas in mir es irgendwie uneffizient findet, sie immer wieder anzuschalten. Ich sage dann: „Ich komme ja gleich wieder und mache mir noch einen Kaffee!“ Tue ich aber nicht! Manchmal sehe ich dann erst spätabends, dass sie immer noch an ist und mittlerweile knallheiß dazu.
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Kapitel 5 Hochsensibel oder ADS?!
Wer die ganzen ADS-Geschichten aufmerksam verfolgt hat, kommt spätestens jetzt ins Grübeln: Wo ist da nun eigentlich die genaue Trennung zwischen den Hochsensiblen und den ADSlern …? Meine Meinung kennt ihr ja schon: Es gibt keine Trennung, es ist ein und dasselbe Syndrom mit verschiedenen Schwerpunkten in der Ausprägung und manchmal auch in der Außenwirkung. Hyperaktivität oder Introversion, Aktion oder Versenkung, Aggressor oder Mimöschen …?! Auch in der Medizin und in der Forschung gibt es viele Stimmen, die beide Syndrome unter der ADS zusammenfassen. Auf jeden Fall wird immer mehr offen eingeräumt, dass eine klare Trennung beider Phänomene nicht ohne Weiteres möglich sei. Die gesonderte Behandlung der HSP, quasi als eigenes Syndrom im Syndrom, erschwert meiner Meinung nach eine klare Beurteilung der Gesamtlage. Es wird mir in diesem Sinne zu vieles einfach gar nicht beachtet, weil es sich eben vordergründig nicht mit dem Begriff der Sensibilität vereinen lässt. Darum soll es oft auch gar nicht erst dazugehören, um nicht zu unübersichtlich zu werden. Vielen ist es vielleicht auch einfach nicht schick genug in ihrem Adelstitel als Hochsensible … Aber aus diesen Gründen wird ein Großteil der oft komplizierten Zustände unbehandelt bleiben müssen. Einfach weil keiner hinguckt und sich daher auch keiner drum kümmert, quasi endlich mal die ganze Ente in den Bräter zu packen und nicht nur die Innereien … Ohne das Wissen um die wahren Ursachen wird die oft sich selbst verordnete Behandlung gerne auch mal zum Teil des eskalierenden Systems und das Problem persistiert, sogar lebenslang.
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Chaos
ADSler sind wahre Großmeister in der Produktion des beiläufigen Chaos! Das liegt meiner Meinung nach an der Resonanz des zwangsläufig chaotisch arbeitenden Gehirnes, das diese Schwingung natürlich auch spiegelbildgleich in seinem Außen reproduziert. Die meisten ADSler sind echte Brain-Messies: Ihre Hirne sind bis obenhin vollgestopft mit Wissen, aber auch zeitgleich mit einfach nur faszinierenden, interessanten, unwesentlichen, beiläufigen und besonderen Informationen. Diese stehen oft in keinem vitalen Zusammenhang mit der Lebenssituation oder mit irgendetwas, das derjenige damit dann demnächst einmal anzufangen gedenkt. Er hat einfach alles aufgesaugt und schon mal rein vorsichtshalber archiviert! Die inneren Schränke quellen genauso über wie die äußeren und oft genug herrscht die Masse über die Klasse. Darum findet so ein Brain-Messie im Fall der Fälle garantiert die gesuchte, lebenswichtige Information unter den Bergen an Brain-Spam nicht wieder. Und anstatt sich daran zu erinnern, die Batterie für den Rauchmelder endlich auf den Einkaufszettel zu schreiben, findet er dann auf der Suche nach dem plötzlich verloren gegangenen Gedanken unvermittelt folgende Information: „Hanussen war ein von Hitler protegierter Jude, der 1933 öffentlich den Reichstagsbrand voraussagte und daraufhin heimlich von den Nazis in einem Berliner Waldstück beseitigt wurde …!“ Tja.
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Kapitel 6 Von der Ekstase zum Burnout
Nun nähern wir uns dem Kernstück der gesamten Symptomatik: dem möglichen Zusammenbruch aller beteiligten Komponenten. Vom ADSler haben wir schon ausführlich gesprochen, ebenso von der HSP, eine Persönlichkeitskomponente fehlt uns aber nun noch: Es ist der Burni (sprich: Börnie).
Burnout-Syndrom
Der Burni ist unsere sogenannte Burnout-Persönlichkeit und ich begegnete ihm immer wieder bei meiner Arbeit in den Burnout-Selbsthilfegruppen. Dort stellte sich nämlich heraus, dass die ganzen vom Burnout-Syndrom Betroffenen, sich auf eine frappante Weise sehr ähnelten, was den Kosenamen „Burnis“ ergab. Dieser Burni ist für mich, mittlerweile unzweifelhaft, ein außer Kontrolle geratener ADSler mit HSP und mittlerweile auch Burnout, also kurz gesagt: das ganze Paket! Die Persönlichkeitsanteile, Reaktionsmuster und Empfindsamkeiten eines Burnis, die in den verschiedenen Gruppen immer mal wieder erarbeitet wurden, haben mich in dem Glauben bestärkt: Der Burni ist wohl zumeist ein hochsensibler ADSler, der es jahrelang übertrieben hat und der jetzt völlig am Ende ist! Ausgepumpt von den ständigen Extremen zwischen Ekstase und Absturz in die Sinnlosigkeit. Und nun reagierten Körper, Geist und Seele irgendwann mit dem Gefühl des vollkommenen Ausgebranntseins: Burnout! Manch einer treibt das, nun kritisch im Rückblick erarbeitet, sogar schon sein Leben lang so. Alle Burnis berichten einhellig davon, dass dieses nicht der erste erlittene Burnout sei und dass man eben einfach nur nicht gewusst hatte, was man da gerade erlebte. Einige Burnis berichten davon, sogar schon als Kind zu Hause ausgebrannt gewesen zu sein und nach diesem einmal erlernten Muster dann eben einfach immer weitergemacht zu haben … Burnout ist das finale Ende einer scheinbar unendlichen Schleife der Rücksichtslosigkeit gegen die eigenen Grenzen und fortgesetzter Selbstausbeutung. Ich habe das Thema Burnout in allen Facetten sehr ausführlich in meinem Buch behandelt (Nicole Diercks – Nie mehr weg von mir! Stärker nach Burnout), darum will ich jetzt an dieser Stelle nicht allzu tief in diese sehr vielschichtige Problematik einsteigen, sondern werde nur die grundlegenden Fakten etwas streifen …
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Absturz!
So ein „Drogistenzustand“ kann ziemlich lange anhalten, wenn das jeweilige Projekt nur immer die lebensnotwendige Dosis Ego-Breichen und Glückshormone abliefert. Oft tut es das dann aber tragischerweise irgendwann nicht mehr. Und wir kleinen Drogisten haben es dann leider irgendwie versäumt, zwischendurch mal Zahltag zu machen und unsere Investitionen zurückzufordern. Und dann stehen wir da, mit sprichwörtlich leeren Händen. Und da, wo unser Projekt so nah am Herzen schlug, so völlig im Einklang mit uns, da klafft dann manchmal plötzlich eine blutige Fleischwunde: L(i)ebensgefahr! Denn egal wie lange die Ekstase auch gedauert haben mag, irgendwann kracht es ja doch immer zwangsläufig im Karton! So einen Pegel hält kein Mensch dauerhaft aus. Wenn man so dermaßen auf Speed ist, könnte einem nur noch eine gezielte Entschleunigung helfen. Aber wer würde sich denn auf einem solchen Adrenalin-Trip jetzt dann freiwillig in einen schmerzvollen Entzug begeben? Bloß weil es vernünftiger so wäre?! Und dann kommt die Rechnung irgendwann ja doch: Burnout! Plötzlich geht dann gar nichts mehr. Einige der vom Burnout Erfassten erleben es, als ginge langsam das Licht aus und nichts könne das aufhalten. Andere erfahren es als eine Art Schleudersitz aus einem plötzlich abstürzenden Flugzeug. Das ist wirklich keine Erfahrung, um derentwillen man sich immer wieder hinten in der Schlange anstellt …! Aber einige von uns schaffen es aber dennoch, sich immer mal wieder ein Ticket für diese Achterbahn zu lösen … So lange, bis der permanente Energiemissbrauch sie völlig ausgehöhlt hat und sie eines Tages überhaupt keinen Zugriff mehr auf ihre Steuerzentrale haben: ihre Werte.
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Kapitel 7 Mentale Strategien
Wie schon besprochen, sind weder ADS noch HSP und ganz bestimmt auch das Burnout keine Modediagnose, die man sich mal gönnt, weil einem momentan alles auf den Wecker geht. Und sicherlich auch keine Zwischen-Diagnose, mit der man sich gerne etwas wichtigtun würde, immerhin hat man ja damit ein „schickes Syndrom“. Wir Bewohner der Ersten Welt leben mittlerweile in einer ADS-Kultur und auf einem Burnout-Planeten (hoffentlich wenigstens dann in einem HSP-Universum), die aktuell geprägt sind von allgegenwärtiger Reizüberflutung, Antriggerei, Konsumzwang und Leistungsdruck. Um all das (termingerecht und perfekt bitte!) hinzubekommen, wird etwas vorausgesetzt, wozu das Gehirn leider gar nicht imstande ist: Multitasking. Das Gehirn ist nun mal doof: Das kann nur AN oder AUS! Wenn es mit einem Sinneseindruck, Gedanken, Wort, Geschmack oder Bild beschäftigt ist, dann ist der Speicher in aller Regel, bis auf Notfälle, erst mal ziemlich voll. Und jemanden, der gerade im Geiste eine achtstellige Telefonnummer repetiert zu fragen, wie spät es eben war, na ja …
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Strategien für Reizkontrolle
Man kann gleich im ersten Satz die Essenz des Folgenden zusammenfassen: Wer die Qualität und Quantität seiner Außenwahrnehmung selber kontrollieren kann, der verändert damit seine Reizlage und so auch sein gesamtes Empfinden. Alleine durch eine Korrektur der unkontrollierten Reizverarbeitung gewinnt man eine ganz andere Balance und damit dann auch eine positiv veränderte Basis für einen anderen Umgang mit sich selber, seinem Umfeld und den gestellten Herausforderungen.
Gerade meine ungewöhnlich hohe Sensibilität hilft mir, Probleme und Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Wenn ich zu meinen Wahrnehmungen stehe, helfen sie mir, mich angemessen vorausschauend zu verhalten und auch mich rechtzeitig entspannt abzugrenzen. Durch meine sensitive Wahrnehmung erkenne ich rasch, auf welcher Ebene ich Menschen begegnen sollte. Es ist mir möglich, abzuschätzen, wie offen ich sein kann, ohne in Gefahr zu geraten, verletzt zu werden.
Ich habe bisher einen falschen Umgang mit dem Umstand des Wahrnehmens gepflegt. Da ich ihn fälschlicherweise als rein passiven Vorgang behandelt habe, konnten meine überfallartigen Wahrnehmungen ungehindert dann alles immer mit mir machen. Wenn sie dann schon mal in meinem Bewusstsein waren, konnte ich ihnen nichts mehr entgegensetzen und nichts mehr gegen ihre Übernahme meines Geisteszustandes tun.
Seit ich akzeptiert habe, dass Wahrnehmen ein absolut bewusster und aktiv gesteuerter Vorgang ist, bin ich selber der Herr im eigenen Haus und lasse mich von Eindrücken nicht mehr passiv überrumpeln, sondern grenze mich bewusst und absichtlich ab. Das heißt allerdings auch: kein ständiges Tagträumen mehr, sondern allgemein geschärfte Sinne …
Dieses Nur-noch-schnell-zu-Ende-machen ist für mich tödlich! Ich weiß aber jetzt, dass es sich nur um eine gedankliche Fehlprogrammierung handelt. Etwas einmal Begonnenes nicht ohne Weiteres beenden zu können, weil es regelrechte Schmerzen in mir auslöst, ist nicht realistisch. Die Befürchtung, genau dieses dann nie mehr wieder in Angriff nehmen zu können, weil ich es sonst sofort und lebenslang vergessen würde, ist ebenfalls nicht realistisch. Die Angst, nie mehr dort hineinfinden zu können und dann irgendwann notgedrungen eine absolut mangelhafte Leistung abgeben zu müssen, ist auch eine Fehlinformation. Ich weiß nicht, wo das herkommt und was es bezwecken soll, ich habe mich dennoch entschlossen, dem nicht mehr zu glauben. Das allein entmachtet sie schließlich und macht mich frei, wenn es auch jedes Mal ein Kampf ist …
Ich habe erkannt, dass eines meiner größten Probleme in puncto Selbststeuerung der Umstand des passiven Energieverlustes ist. Wenn mir plötzlich total der Stecker rausfliegt, ist das die Folge einer falschen Handhabung meiner Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Meine Steuerung orientierte sich dann nämlich automatisch fast ausnahmslos nur am AUSSEN!
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Strategien für Ressourcenkontrolle
Ich habe ein neues Motto: „Weniger ist mehr!“ Ich habe einfach den Hang, mich unendlich zu verzetteln und zu verfisteln. Ich muss mich regelrecht dazu zwingen, anständig zu priorisieren, Handlungen und Aktionen nicht mehr einfach impulsiv zu verstreuen, sondern vollbewusst und vor allem zielgerichtet zu entladen. Dazu muss ich auch meine Auszeiten benutzen: herauszufinden, was mich antreibt, was ich eigentlich dabei fühlen und erleben will.
Ich plane heute immer, die Dinge entweder gleich oder innerhalb von 36 Stunden zu erledigen. Wenn ich das nicht kann, versuche ich es entweder zu delegieren, es wegzuwerfen oder mich in irgendeiner anderen Form davon zu trennen. Ich archiviere auch nichts mehr im Keller für später dann mal, weil ich mich so sonst komplett zumülle und da sowieso nie wieder dran gehe! Keller ist wie: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Ich führe die Dinge mittlerweile jetzt so zu Ende, als komme ich nicht gleich wieder. Eine Schublade neu zu öffnen, einen Rechner neu zu starten, einen Lichtschalter zu betätigen, eine Jacke vom Haken zu nehmen, eine Kaffeemaschine anzuwärmen sind keine Akte, egal was mir der ökonomische Einflüsterer da auch vorzugeben versucht! Ich schreibe diese Sachen notfalls dann auf und lasse ansonsten alle Dinge an ihrem Platz.
Ich habe mir angewöhnt, die Dinge entweder wirklich sofort zu tun oder einen Vermerk auf meiner To-do-Liste zu machen. Ich schreibe dort wirklich immer alles drauf, was den Stempel „später“ hat. Ich baue keine Zetteltürmchen mehr, mache keine Später-Stapel und Komme-gleich-sowieso-wieder-Nester. Entweder jetzt oder Liste. Keine Diskussionen mehr. Punkt.
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Kapitel 8 Hilfe zur Selbstdiagnose
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Und hier wird es zum Schluss noch mal ein bisschen amüsant! Die angebotenen Histörchen können als absolut authentisch in die Sparte Selbstdiagnose für Erwachsenen-ADHS fallen, denn sie sind absolut typisch! Ich habe sie sogar schon mehrfach ähnlich in abgestuften Variationen gehört, solltet ihr euch hier also aus Versehen wiedererkennen: Ihr seid nicht ballaballa, das ist für unsereins alles völlig normal, so was bringen wir hier täglich! Also Vorhang auf für unverschnittene Pleiten, Pech und Pannen … Willkommen im Club!
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Auf den letzten Drücker
Mein fehlendes Zeitgefühl wirkt in verschiedene Richtungen gleichzeitig auf mich ein. Ich habe zum Beispiel kein Gefühl dafür, in welchem Tempo die Zeit wirklich verstreicht, das heißt, mir fehlen Korrektur- und Warnmechanismen. Ich habe auch kein Gefühl dafür, wie viel Zeit man wirklich für was benötigt. Und dann schlägt der Todfeind Impuls zwischendurch immer wieder zu und lenkt meine Aufmerksamkeit ab …
Ich kann es noch so lange wissen, dass ich um 16.00 Uhr am Marienplatz sein muss, vielleicht freue ich mich darauf sogar, es ist mehr als nur wahrscheinlich, dass ich um 15.15 Uhr erschreckt auffahre und feststelle, dass ich die Bahn um 15.29 Uhr nehmen muss. Aber dass leider weder mein Hund noch mal bieseln war, noch dass ich schon komplett angezogen bin, noch dass meine Tasche gepackt ist, noch dass ich schon geschminkt wäre, noch dass ich Geld geholt hatte, was auf dem Gassigang eingeplant gewesen war … Und warum dann jetzt plötzlich die ganze Panik? Na ja, ich war halt dann plötzlich irgendwie wegen der ganzen Katzenfussel an der Gardine so abgelenkt gewesen, dass ich die dann kurzerhand mit der Kleiderbürste bearbeitete, wobei ich dann zufällig auch mal die Heizung näher ansah … Und die putzte ich dann gleich mit, wenn ich schon mal da unten saß … Der Kontrollblick zeigte: Die anderen Heizkörper sahen ganz genauso gruselig aus! Fazit: Ich hatte nun einen komplett entfusselten Vorhang, lauter saubere Heizungen und einen ganz massiven Zeitdruck! Anstatt freudvoll und geschmeidig meinen Termin vorzubereiten, musste ich jetzt hetzen und pfuschen, hätte eine Menge Stress und käme trotzdem unpünktlich! Denn wer um 15.29 Uhr gerade seinen Hund dazu bringen will, sich endlich schnell zu entsaften, und der dann nur hilflos dabei zusehen kann, wie dieser schmatzend, dreibeinig in der Hecke steht und nichts Dementsprechendes geregelt kriegt … Das ist dann garantiert eben auch nicht derjenige, der mit frischem Geld betankt, termingerecht und entspannt um 15.29 Uhr gerade in die U-Bahn einsteigt …
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